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Berlin: Leerstand: Viele Alliiertenwohnungen leer: An der lauten Straße wollen "Bonner" nicht wohnen

Leerstand ganzer Häuserzeilen an der Argentinischen Allee in Dahlem, Leerstand in Düppel, am Flughafen Gatow oder beispielsweise in der Spandauer Wilhelmstadt oder an der Heerstraße: Angesichts eines geschätzten Leerstands von bis zu 100 000 Wohnungen in der Stadt machen freie Wohnungen der ehemaligen Alliierten zwar nur einen Bruchteil aus, aber sie fallen wegen ihrer Konzentration im Stadtbild deutlicher auf. Allein im Zehlendorfer Ortsteil Düppel stehen 250 Wohnungen leer, an der Argentinischen Allee sind es etwa 120.

Leerstand ganzer Häuserzeilen an der Argentinischen Allee in Dahlem, Leerstand in Düppel, am Flughafen Gatow oder beispielsweise in der Spandauer Wilhelmstadt oder an der Heerstraße: Angesichts eines geschätzten Leerstands von bis zu 100 000 Wohnungen in der Stadt machen freie Wohnungen der ehemaligen Alliierten zwar nur einen Bruchteil aus, aber sie fallen wegen ihrer Konzentration im Stadtbild deutlicher auf. Allein im Zehlendorfer Ortsteil Düppel stehen 250 Wohnungen leer, an der Argentinischen Allee sind es etwa 120.

Gerade die der Argentinischen Allee zugewandten Wohnungen haben nicht das Interesse bei den "Bonnern" gefunden, das man sich bei der Bundesvermögensverwaltung erhofft hatte. Während sich der hintere und ruhigere Teil der modernisierten Wohnanlage gut vermieten ließ, bereitet die Straßenfront Probleme. Nach einigen ergebnislosen Bewerbungsrunden - die Wohnungen müssen zunächst Bundesbeschäftigten angeboten werden - hat die Bundesvermögensverwaltung jetzt entschieden, die Wohnungen auf dem freien Markt anzubieten, also für jedermann. Helmut John von der Bundesvermögensverwaltung spricht von einem "Sonderposten" und wagt die Prognose: "Es wird bald voll."

Zu abgelegen

Auch Düppel, das nach Auffassung der Bundesvermögensverwaltung als zu abgelegen gilt und unter der S-Bahn-erschlossenen Konkurrenz Babelsberg leidet, ist ein Problemfall in Sachen Leerstand, den man bald gelöst haben will. Die Behörde will 250 Wohnungen, zu gut einem Drittel vermietet, en bloc verkaufen, wobei auch der Verkauf an eine Genossenschaft unter Beteiligung ehemaliger Zwischenmieter möglich ist. Bis zum Jahresende könne mit dem Abschluss eines Kaufvertrags gerechnet werden.

Sorgen bereiten auch die beachtlichen Leerstände von ehemaligen Alliiertenwohnungen an der Spandauer Schmidt-Knobelsdorf-Straße, an der Heerstraße und am Flughafen Gatow. Auch dort sollen die Wohnungen auf dem freien Markt angeboten werden. Probleme gibt es auch am Ortlerweg in Lichterfelde, wo die Wohnungen mit 14 und 15 Mark pro Quadratmeter - gemessen an dem aktuellen Mietspiegel - relativ teuer sind. "Heute auf die Miete von vor fünf Jahren zurückzugehen, ist schwierig".

Häuser gehören noch Amerikanern

Leerstände im Bereich Hüttenweg und Marshallstraße in Dahlem seien vor allem sanierungsbedingt. Von Düppel, Gatow und Teilen Spandaus abgesehen "gibt es keinen Leerstand mehr, der nicht sanierungsbedingt ist", versicherte Helmut John.

Die so genannte Waldtiersiedlung in Nähe der Clayallee ist verkauft, Neubauten sind geplant. Allerdings gibt es dort weitere 33 Einfamilienhäuser, die von den Amerikanern offiziell noch nicht an die Bundesvermögensverwaltung zurückgegeben worden sind und bei Planungen deshalb mit einem großen Fragezeichen versehen sind. Die ebenfalls lange leer stehenden Einfamilienhäsuer der Dreipfuhlsiedlung an der Clayallee in Höhe des U-Bahnhofs Osklar-Helene-Heim sind dagegen bei strengen Auflagen der Denkmalschutzbehörde alle verkauft.

Von insgesamt mehr als 3000 einst an Firmen, Institutionen und Einzelpersonen zwischenvermieteten ehemaligen Alliiertenwohnungen sind inzwischen gut die Hälfte renoviert und modernisiert worden, etwa 1000 sind derzeit noch "in Arbeit", im Jahr 2001 wird der gesamte Bestand renoviert worden sein, der größte Teil sollte ursprünglich schon 1999 bezugsfertig sein.

Aber viele Pläne mussten ohnehin revidiert und vor allem reduziert werden, etwa das nach dem Hauptstadtbeschluss geplante Bundeswohnungsbauprogramm von 8000 Wohnungen. Es schrumpfte wegen gesunkener Nachfrage drastisch um mehr als die Hälfte und sah nur noch rund 1800 neue Mietwohnungen vor. Über 700 Wohnungen für Bundesbedienstete entstanden beispielsweise auf dem Moabiter Werder, die "Schlange" am Spreeufer gegenüber der Kongresshalle ist inzwischen vermietet, die gesamte Anlage, die bis an die Bahn heranreicht, soll nach den Erwartungen der Investoren bis zum Jahresende voll belegt sein.

Pläne geplatzt

Über 200 weitere Wohnungen für den Bund sollten auf dem Gelände des einstigen Supermarktgeländes Truman-Plaza an der Argentinischen/Ecke Clayallee entstehen, Wettbewerbe waren entschieden, mit der damals noch bundeseigenen Deutschbau stand ein Investor fest, doch die Pläne platzten. Der Erbbaurechtsvertrag wurde rückabgewickelt, die Bundesvermögensverwaltung wollte dann das große Gelände verkaufen, doch das Bundesfinanzministerum legte überraschend sein Veto ein. Das Gelände dürfe nicht verkauft werden, denn es sei die letzte große Reservefläche für den Bundeswohnungsbau, hieß es. Noch aber stehen viele hundert Bundeswohnungen leer.

Christian van Lessen

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