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Berlin: Lehrer auf Abruf: Eltern wehren sich Geplante Umsetzung von Klassenleitern verunsichert auch Schulräte/Verwaltung setzt auf Konsens

Die Umsetzung von Klassenlehrern mitten im Schuljahr ist noch immer nicht vom Tisch. Zwar hat Bildungssenator Klaus Böger (SPD) die Linie ausgegeben, den Kindern ihre schulischen Bezugspersonen nur im Ausnahmefall wegzunehmen.

Die Umsetzung von Klassenlehrern mitten im Schuljahr ist noch immer nicht vom Tisch. Zwar hat Bildungssenator Klaus Böger (SPD) die Linie ausgegeben, den Kindern ihre schulischen Bezugspersonen nur im Ausnahmefall wegzunehmen. Einige Schulräte wussten aber bis gestern nicht, was genau unter „Ausnahmefällen“ zu verstehen ist. Somit dauerte die Verunsicherung von Familien und Lehrern an. Nun drängt die Zeit, weil die Umsetzungen nach den Winterferien abgeschlossen sein müssen. Es bleiben noch drei Werktage.

Besonders angespannt ist die Lage in Treptow-Köpenick, wo 20 Lehrer, darunter zehn Klassenleiter, zur Disposition stehen. Der zuständige Schulrat sagte gestern, er wisse nicht, wie er das Dilemma lösen solle: Einerseits machen Lehrer und Eltern Druck, die sich auf Bögers Anweisung beziehen. Andererseits brauchen Mitte, Spandau und Neukölln dringend neue Lehrer, und er soll sie ihnen bis Montag schicken. Erschwerend kommt hinzu, dass die Umsetzungsszenarien zum Teil auf veralteten Zahlen beruhen: Seit dem Erhebungsstichtag im Oktober hat sich in den Kollegien jede Menge verändert: Schwersterkrankungen, Schwangerschaften, Frühpensionierungen. So schmolzen einige Personalüberhänge dahin. Dennoch sollen die Schulen auf Grundlage der alten Zahlen 45 Lehrer abgeben.

Dies ist besonders für kleine Grundschulen ein Problem, denn hier haben fast alle Lehrer Klassenleiterfunktion: Wenn man einen Pädagogen wegnimmt, fehlt automatisch ein Klassenleiter, dessen Stunden dann vom restlichen Kollegium übernommen werden müssen. Das heißt, dass der Unterricht „gestückelt“ und auf mehrere Lehrer verteilt werden muss. Für die Schüler ist das in jedem Fall ein Problem. Deshalb haben Eltern der Wendenschloß- Grundschule und der Müggelsee-Grundschule Proteste angemeldet.

Laut Bildungs-Staatssekretär Thomas Härtel (SPD) sind diese Proteste allerdings gar nicht nötig: Für ihn steht fest, dass Klassenleiter nur im gegenseitigen Einvernehmen versetzt werden dürfen. Dies sei dann der genannte Ausnahmefall. Alles andere komme nicht in Frage. Wenn es in einem Bezirk ausschließlich Klassenleiter im Überhang gebe, müsse man diesen Überhang eben noch ein halbes Jahr in Kauf nehmen. Dies bedeute allerdings, dass andere Bezirke Lehrer abgeben müssten, um irgendwelche Personallücken zu stopfen.

Nicht überall ist die Lage so zugespitzt wie in Treptow-Köpenick. Pankows leitender Schulrat Jürgen Günther etwa berichtet, dass etliche Klassenlehrer freiwillig gegangen sind, weil sie schon lange in den Westteil wechseln wollten. Da hätten dann die Eltern auf Proteste verzichtet - nach dem Motto „Wir gönnen es ihm“. Aber auch Günther kann nicht alle Fälle so harmonisch regeln: Er soll zehn Lehrer nach Reinickendorf abgeben, hat aber erst fünf benennen können. Zudem brauchen die Reinickendorfer eigentlich Musik-, Sport- und Englischlehrer, und die hat Pankow sowieso nicht zu vergeben.

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