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LEHRERBESOLDUNG: Unter Zugzwang

Berlin verbeamtet Lehrer nicht mehr Fehlende Wettbewerbsfähigkeit wird zum Problem.

Als Zöllner vor drei Jahren nach Berlin kam, waren wichtige rot-rote Weichen schon gestellt. Dazu gehörte auch die Entscheidung, Lehrer nicht mehr zu verbeamten: Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und die Linke als kleiner Koalitionspartner sind gleichermaßen überzeugt davon, dass der Lehrerberuf keine hoheitliche Aufgabe ist. Die Suppe auslöffeln muss nun aber vor allem der Bildungssenator.

„Auslöffeln“ bedeutet, dass Zöllner mit der Abwanderung junger Lehrer zu kämpfen hat, denn Berlins Wettbewerbsfähigkeit in Zeiten des Lehrermangels ist durch die Nichtverbeamtung erheblich geschwächt. Eltern und Schulen werfen es naturgemäß erst mal dem Bildungssenator vor, wenn junge gute Nachwuchskräfte die Stadt verlassen. Längst haben sich rund 400 Junglehrer in der Initiative „Verbeamtung. Jetzt!“ zusammengeschlossen. Mit Mühe und Not konnte Zöllner lediglich einen Beschluss herbeiführen, wonach ein Bundesland nicht ohne Einwilligung des anderen Landes eine Abwerbekampagne starten darf.

In Zeiten des Internets sind Abwerbekampagnen aber auch eigentlich nicht nötig: Die Berliner Lehrer wissen auch so, dass sie woanders rund 500 Euro mehr pro Monat verdienen, eine schöne Pension bekommen und dazu auch noch die volle Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.

Zwar wollte Klaus Wowereit dem Senatskollegen aus der Klemme helfen, indem er sich dafür einsetzte, dass Junglehrern eine Gehaltszulage von 1200 Euro brutto gezahlt wird. Aber noch ist nicht klar, ob diese Zulage ab August bezahlt werden kann, denn der Hauptpersonalrat hat die Sache erst mal gestoppt. Er wirft dem Senat nicht nur vor, dass die jungen Lehrer gegenüber den alten zu stark bevorzugt würden. Dem Hauptpersonalrat missfällt vor allem, dass Wowereit „in Gutsherrenart“ entschieden habe – ohne den Tarifpartner einzubeziehen.

Tatsächlich hat der Regierende Bürgermeister eine recht robuste Art, mit den Gewerkschaften umzugehen. Er erwartete in der Vergangenheit immer wieder von den jeweiligen Bildungssenatoren, Arbeitszeiterhöhungen durchzusetzen, um die jeweiligen Sparvorgaben zu erfüllen. Deshalb war das Verhältnis zwischen der GEW-Vorsitzenden Rose-Marie Seggelke und den rot-roten Koalitionären notorisch zerrüttet – lange vor Zöllners Zeit.

Ähnlich ist die Stimmung in den Lehrerzimmern. Die Kollegien leiden nicht nur darunter, dass ihnen Errungenschaften wie die Altersermäßigung genommen wurden. Sie haben auch damit zu kämpfen, dass es in den Lehrerzimmern eine Spaltung gibt zwischen verbeamteten und nicht verbeamteten Kollegen: Bei gleicher Arbeit verdient der eine rund ein Viertel weniger als der andere.

Zu allem Überfluss kann Zöllner 300 neuen Kollegen, die als Ersatz für Dauerkranke zum neuen Schuljahr dringend gebraucht werden, nur Fristverträge anbieten. Das verringert Berlins Wettbewerbsfähigkeit noch weiter. Auch an diesem Punkt ist Zöllner ohne ein Einverständnis mit dem Senat machtlos, muss aber die Wut der Betroffenen und die Häme der Opposition aushalten – während sich der neue Finanzsenator als Strahlemann feiern lässt.

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