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Mangelware. Wegen der Pensionierungswelle der Lehrer musste Berlin fast alle Fächer zu Mangelfächern erklären.

© dpa

Lehrermangel in Berlin: Jetzt sollen die Berlin-Werber helfen

Weil so viele Lehrer fehlen, hat Bildungssenatorin Sandra Scheeres die „Berlin Partner“ um Hilfe gebeten. Auch die SPD-Fraktion sorgt sich um den Lehrernachwuchs. Und dann gibt es noch Ärger mit der CDU.

Der immense Lehrerbedarf zum neuen Schuljahr macht die Bildungsverwaltung immer erfinderischer. Nach Informationen des Tagesspiegel wird jetzt sogar versucht, die Berlin-Werber der „Berlin Partner GmbH“ für die überregionale Anwerbung von Lehrern zu gewinnen. Selbst in der SPD-Fraktion gibt es inzwischen Sorge, ob der Lehrermangel überhaupt beherrschbar bleibt. Auf ihrer Fraktionssitzung am Dienstagabend verlangten die Sozialdemokraten von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) Aufklärung darüber, wie sie die noch benötigten 1700 Lehrer 2014 finden will.

Scheeres hatte allerdings eine Überraschung parat: Seitdem sie im Februar bekannt gemacht hat, dass sie in fast allen Fächern Seiteneinsteiger ohne Lehrerausbildung einstellt, haben sich bereits 700 Bewerber gemeldet, darunter auch etliche Journalisten und sogar Stadtplaner, wie Sprecherin Beate Stoffers ergänzte. Sie wären bereit, eine berufsbegleitende Lehrerausbildung zu absolvieren; sie würden dafür beispielsweise an einer Sekundarschule bis Klasse 10 brutto 2700 Euro erhalten und nach Ende der Ausbildung das volle Gehalt. Allerdings ist dieser Einstieg anstrengend, weil man zusätzlich zur Ausbildung rund 19 Stunden vor der Klasse stehen muss. Als Referendar verdient man 1100 Euro, muss aber nur sieben bis acht Stunden pro Woche selbst unterrichten, was vielen ebenfalls als anstrengend gilt.

Die Vermutung einiger SPD-Abgeordneter, dass die berufsbegleitende Ausbildung viele überfordert und deshalb häufig abgebrochen wird, konnte Scheeres nicht bestätigen: Es habe 2012 und 2013 nur sechs solcher Fälle gegeben. Die Senatorin betonte aber, dass der Quereinstieg nur infrage komme, wenn es nicht genug ausgebildete Lehrer gebe. Damit ist allerdings nicht zu rechnen, da dieses Jahr nur 550 Referendare ihre Ausbildung beenden. Demgegenüber steht der genannte Bedarf von 1700 Lehrern, die Berlin wegen der Pensionierungswelle, wegen der Auflösung der Arbeitszeitkonten und der neuen Altersermäßigung braucht. Scheeres will die Altersermäßigung auch Rektoren und Teilzeitkräften gewähren, was im Senat angeblich noch strittig ist.

„Die ewige Flickschusterei rächt sich nun massiv.“

Rund 650 Lehrer wurden bereits zum Februar eingestellt. Zusammen mit den noch benötigten 1700 steigt die Zahl der neuen Lehrer 2014 auf über 2300 – mehr denn je. Weitere Löcher will Scheeres mit Pensionären stopfen und durch Umsetzungen von Mangelfachlehrern zwischen Schulen. Die CDU sieht weiterhin in der Rückkehr zur Verbeamtung die beste Lösung, um zumindest die Konkurrenz zu den anderen Bundesländern zu mindern.

„Die ewige Flickschusterei rächt sich nun massiv“, kommentierte der Sprecher der Lehrerinitiative „Bildet Berlin“, Florian Bublys, die Einstellungspolitik der letzten Jahre. Der Zusammenhang von Qualifizierung und Qualität spiele „keine Rolle mehr“. Das sei das Gegenteil von dem, was durch das neue Lehrerbildungsgesetz angestrebt worden sei, das ja gerade besser qualifizierte Pädagogen zum Ziel habe.

Dieses Gesetz ist zwar beschlossen, aber weiterhin heftig umstritten: Die CDU sieht noch immer die Gefahr, dass sich die Studiengänge von Gymnasial- und Sekundarschullehrern nicht genug unterscheiden. Anlass der Sorge ist eine entsprechende neue Verordnung aus der Bildungsverwaltung. CDU-Bildungsfachmann Stefan Schlede erwartet, dass die Verordnung im Senat noch nachgebessert wird.

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