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Lehrermangel: Streit um Zahlen zu Lasten der Schulen

Wie groß ist der Lehrermangel? Bei der Frage, wie viele Lehrer aktuell fehlen, gibt es unterschiedliche Zahlen bei der Bildungsverwaltung und Gewerkschaft. Außerdem ist strittig, ob Vertretungslehrer eingestellt werden können.

Im Streit um die fehlenden Lehrer in Berlins Schulen geht die Diskussion um die jetzigen Mitbestimmungsregelungen bei der Einstellung von Vertretungslehrern weiter. Die Umsetzung der von Bildungssenator Zöllner zum neuen Schuljahr angekündigten pragmatischen Lösung bei Erkrankungen ist nicht in Sicht. Dass die Gesamtfrauenvertreterin darauf beharre, ihre gesetzlich möglich Einspruchsfrist wahrzunehmen, konterkariere das neue Verfahren der Personalkostenbudgetierung, kritisierte Harald Mier vom Verband der Oberstudiendirektoren. Er votiert überdies dafür, die Personalräte an die Schulen zu verlagern: „Personalräte gehören da hin, wo Entscheidungen fallen“, so Mier weiter.

Auch die FDP-Bildungspolitikerin Mieke Senftleben forderte gestern von der GEW, ihre Vorbehalte gegen die Dezentralisierung der Gremien aufzugeben. „Die GEW muss ihren Beitrag leisten, damit der Unterricht läuft“, meint Senftleben. Wie berichtet, will der Senat die Personalratsarbeit verstärkt an Schulen verlagern, was der GEW-dominierte Hauptpersonalrat aber bisher ablehnt. Das seien nur noch „Rückzugsgefechte“, meinte dazu gestern ein erfahrener Schulleiter.

Auch bei der Frage, wie viele Lehrer aktuell fehlten, gibt es unterschiedliche Zahlen bei der Bildungsverwaltung und der Gewerkschaft. Während die Vereinigung der Berliner Schulleiter (VBS) in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft gestern beklagte, dass allein 120 Grundschulen und etliche weiterführende Schulen zu wenig Lehrer hätten, bezifferte Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) die Mangelschulen auf „maximal 51“.

Wie Zöllner auf diese Zahl gekommen sei, sei „nicht nachvollziehbar“, meinten die VBS-Vorsitzenden Wolfgang Harnischfeger und Erhard Laube. Allein in den Grundschulen fehlten noch 125 Lehrkräfte, an den Realschulen etwa 30 und an den Gymnasien etwa 40. Lediglich die Hauptschulen seien „relativ gut ausgestattet“. Allerdings hatte die VBS nur von etwa der Hälfte der Schulen eine Rückmeldung bekommen und deren Angaben „vorsichtig hochgerechnet“.

Zöllner hingegen beharrt gestern auf seinen Angaben und bestritt die Behauptung der GEW-Schulleiter, dass ihm nicht alle Mangelschulen bekannt seien. Zumindest gehörten alle Schulen, die die VBS namentlich benannt habe, zu den 51 Schulen, deren Personalprobleme der Verwaltung bekannt seien. Im Übrigen müsse man abwarten, wie viele Erstklässler am Sonnabend in den Schulen ankämen. „Bis nicht die tatsächlichen Schülerzahlen vorliegen, kann man grundsätzlich auch nicht konkret bestimmen, wie hoch die Über- oder Unterausstattung an den einzelnen Schulen ist“, so Zöllner.

Die Verwaltung geht davon aus, dass es 4000 Schüler weniger gibt als von den Schulen in ihren Bedarfsberechnungen angegeben wurde. Diese Diskrepanz ergebe sich aus Doppelanmeldungen von Schülern oder daher, dass Schüler an Privatschulen abwanderten. Dies bedeute, dass etwa 230 Lehrerstellen noch verfügbar seien. Die VBS hingegen hält diese Rechnung für falsch. Wenn jede Schule im Schnitt fünf Schüler weniger habe als erwartet, heiße das doch nicht, dass sie weniger Lehrer brauche, empörten sich Laube und Harnischfeger. Sie forderten Zöllner auf, „unverzüglich“ die fehlenden Lehrer einzustellen, da sonst der Unterrichtsausfall unvermeidbar sei.

Zu den Schulen, die noch große Personalproblem haben, gehört laut VBS die Karl-Weise-Schule in Neukölln, der zwei Lehrer fehlen. Ähnlich sieht es an der Elbe-Grundschule, ebenfalls Neukölln, aus. An der Tempelhofer Hermann- Köhl- und an der Solling-Oberschule fehlten sogar jeweils rund vier Lehrer. Besonders betroffen sind das Arndt-Gymnasium in Zehlendorf und das Goethe-Gymnasium in Lichterfelde. Die Gründe für den Mangel sind vielfältig. In etlichen Fällen gibt es plötzlich Langzeiterkrankungen, die nicht vorhersehbar waren. Es gibt aber auch Schulen, die schon lange auf die Probleme hingewiesen hatten und deshalb ihre gut eingearbeiteten Lehrer mit Fristverträgen behalten wollten, was ihnen aber nicht gewährt worden war.

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