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Berlin: Lehrjahre am Opel-Wrack - Viel Andrang auf dem Alexanderplatz

Über Nacht war gestern auf dem Alexanderplatz ein mit Amphoren geschmückter Brunnen entstanden, leider nur für einen Tag. Daneben umringten Neugierige das Wrack eines Opel-Lieferwagens von 1936, an dem Jugendliche in Blaumännern herumwerkelten.

Über Nacht war gestern auf dem Alexanderplatz ein mit Amphoren geschmückter Brunnen entstanden, leider nur für einen Tag. Daneben umringten Neugierige das Wrack eines Opel-Lieferwagens von 1936, an dem Jugendliche in Blaumännern herumwerkelten. Die Amphoren wie der lädierte Oldtimer gehörten zu der Ausbildungsmesse Jugend-Beruf-Zukunft, die der Berliner Verband für Ausbildung und Arbeit (BVAA) unter dem Fernsehturm veranstaltete.

Neben der betrieblichen Ausbildung sind in den letzten Jahren eine Reihe staatlich finanzierter Projekte für Jugendliche entstanden. Allein die Bundesanstalt für Arbeit fördert rund 60.000 Ausbildungsplätze. Selbst für Experten wird es schwierig, den Überblick über die Vielzahl der Ausbildungsprojekte zu behalten. "Daher haben wir die Leistungsschau auf dem Alexanderplatz ins Leben gerufen", sagt Siegfried Vogelsang vom BVAA. Vom Bäcker bis zum Informationselektroniker präsentierten die Aussteller rund 90 verschiedene Berufe.

Der Andrang an den Ständen war groß. "Ich bin mit meiner Schulklasse hier", sagte die mit Informationsbroschüren beladene Schülerin Viktoria Bljum.

Bisher werden etwa 60 Prozent der Ausbildungsplätze durch den Senat und die Jugend- und Sozialämter voll- oder teilfinanziert. Und dies, obwohl das Bundesverfassungsgericht festgestellt hat, dass es die Aufgabe der Betriebe sei, genügend Plätze zur Verfügung zu stellen. "Die Unternehmen kommen ihren Aufgaben einfach nicht nach", kritisierte Sabiene Bohle von der BVAA.

Die Leistungsschau sollte aber in erster Linie nicht auf diesen Missstand verweisen. "Wir wollen der Öffentlichkeit die Qualität und Vielfalt unserer Ausbildungen demonstrieren", sagte Siegfried Vogelsang. Oft kämpfen die mit öffentlichen Mitteln ausgebildeten Lehrlinge nämlich mit dem Vorurteil, sie seien nicht qualifiziert genug, um eine Ausbildungsstelle in einem Betrieb zu ergattern. "Das trifft heute nicht mehr zu, ohne öffentliche Unterstützung würde der Ausbildungsmarkt in Berlin zusammenbrechen", sagte Sabiene Bohle.

Einer wie Jessica Landrock, die unermüdlich an dem von Schaulustigen umringten Opel herumbastelte, kann man mangelndes Selbstbewußtsein ohnehin nicht vorwerfen. Sie absolviert ein öffentlich gefördertes Vorbereitungsjahr für eine KFZ-Mechanikerlehre. "Für eine Frau ist es schwer, eine Ausbildungstelle als KFZ-Mechanikerin zu finden, aber nach meinem Vorbereitungsjahr schaffe ich es", sagt sie stolz.

Christian Nohr

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