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Lehrstellen: Politik und Firmen beschließen Ausbildungspakt

Die Zeit des Lehrstellenmangels ist vorbei. Es gibt immer weniger Schulabgänger, und sie werden immer leistungsschwächer. Jetzt gibt es eine bessere Förderung durch Politik und Wirtschaft.

Es gibt immer weniger Schulabgänger, und Firmen wollen viele von ihnen nicht als Auszubildende, weil sie zu leistungsschwach sind. Gleichzeitig wird ein Fachkräftemangel spürbar. Jetzt ist es auch beim letzten Verantwortlichen angekommen: Es muss sich etwas ändern auf dem Ausbildungsmarkt. Deshalb unterzeichneten Vertreter von Politik und Wirtschaft am Mittwoch im Roten Rathaus eine „Berliner Vereinbarung zur Nachwuchskräftesicherung für Unternehmen durch Ausbildung“.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit unterschrieb ebenso wie Vertreter der drei Senatsverwaltungen für Bildung, Arbeit und Wirtschaft, der Industrie- und Handelskammer, der Bundesagentur für Arbeit, der Vereinigung der Unternehmensverbände, der Handwerkskammer und des Deutschen Gewerkschaftsbundes. „Die Unterzeichner bekennen sich zu ihrer gemeinsamen Verantwortung für die Fachkräftesicherung in Berlin und gute Perspektiven für die Jugend“, heißt es in einer Erklärung.

„Wir müssen den Herausforderungen des demografischen Wandels mit einer abgestimmten Politik begegnen“, erklärt Wowereit. „Hatten wir vor wenigen Jahren noch viel zu wenige Ausbildungsplätze, so ist jetzt bereits in manchen Bereichen ein Mangel an Bewerbern absehbar.“

Wie ernst die Situation ist, zeigt eine neue Statistik des Senats zum Berliner Ausbildungsmarkt: Gab es 2008 noch fast 58 000 Bewerber um Ausbildungsplätze, werden es in diesem Jahr nur noch etwas mehr als 42 000 sein. Dem steht 2011 ein Ausbildungsangebot von mehr als 45 000 Plätzen gegen. Allerdings sind weniger als die Hälfte davon betriebliche Ausbildungsplätze. Der Rest besteht unter anderem aus vollzeitschulischen Ausbildungen oder Berufsvorbereitungsmaßnahmen.

Nun sollen „Warteschleifen“ für ausbildungsreife Jugendliche abgeschafft werden und stattdessen die Berliner Betriebe insgesamt mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen. Dieser Plan gehört zu den sechs „Grundsätzen“, mit denen die Unterzeichner der Vereinbarung bis 2014 die Situation verbessern wollen. IHK, Handwerkskammer und die Vereinigung der Unternehmensverbände verpflichten sich, bei ihren Mitgliedern dafür zu werben, auch „Jugendlichen mit Startschwierigkeiten“ Chancen auf eine Ausbildung zu geben und Jugendliche mit Migrationshintergrund speziell zu fördern.

Ausbildungsabbrüche sollen durch eine bessere „Berufsorientierung an allgemeinbildenden Schulen“ vermieden werden. Es soll eine „frühere und intensivere Unterstützung beim Übergang von der Schule in den Beruf“ geben. Jede Sekundarschule soll eine Partnerschaft mit einem Ausbildungsbetrieb schließen, wie es derzeit schon im Rahmen des „Dualen Lernens“ praktiziert wird; später sollen Gymnasien dem Beispiel folgen.

Und man wolle „bisher brachliegende Potenziale für die Ausbildung“ nutzen, etwa durch „Qualifizierung von arbeitslosen Jugendlichen unter 25 Jahren“, von denen es in Berlin zurzeit rund 14 000 ohne abgeschlossene Berufsausbildung gibt. Es kämen zum Beispiel „betriebliche Einzelumschulungen“ infrage. Vor allem dürfe „diese hohe Zahl“ nicht weiter steigen.

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