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Berlin: Lehrter Stadtbahnhof und Tiergartentunnel sollen Ende 2005 fertig sein, doch im Untergrund lauern Überraschungen und Verzögerungen

Die Berliner Bahnbauer und Tunnelbohrer arbeiten nach dem Prinzip Hoffnung. "Wenn es keine neuen Havarien oder Wassereinbrüche gibt", werde das Riesenprojekt "Ende 2005" fertig sein, sagte der Konzernbeaufragte der Deutschen Bahn, Peter Debuschewitz, gestern bei einer Besichtigung der Baugruben.

Die Berliner Bahnbauer und Tunnelbohrer arbeiten nach dem Prinzip Hoffnung. "Wenn es keine neuen Havarien oder Wassereinbrüche gibt", werde das Riesenprojekt "Ende 2005" fertig sein, sagte der Konzernbeaufragte der Deutschen Bahn, Peter Debuschewitz, gestern bei einer Besichtigung der Baugruben. "Ende 2005" ist allerdings nicht mehr als eine Sprachregelung - und nicht das Datum, an dem die ersten Züge unterirdisch in Nord-Süd-Richtung rollen. Zu viel Unerwartetes überraschte die Bauleute in den vergangenen Jahren, als dass jetzt noch einer für den Termin einen Eid schwören möchte. "Wir konnten nicht jeden Quadratzentimeter Boden vorher überprüfen", sagt Konzernsprecherin Claudia Ruttmann zur Entschuldigung. Und die Grube am Lehrter Bahnhof ist die mit 40 000 Quadratmetern größte in Europa. Beim Spatenstich hieß es noch, dass die ersten Züge 2002 rollen können.

Ende dieses Jahres soll nun südlich des Landwehrkanals, wo 1997 ein Wassereinbruch einen Senkkasten in Schieflage brachte, die Schildvortriebsmaschine sich den Weg nach Norden wühlen; zweieinhalb Jahre später als geplant. Als im Juli 1997 die Panne geschah, hatten die Planer eine Verzögerung von acht Wochen prognostiziert. Zu Recht verweist die Bahntochter "Knoten Berlin", die auch die Tunnel für U 5 und B 96 gräbt, auf die außerordentlichen Dimensionen und Komplexität des Unterfangens.

Schneller, und vor allem sichtbar für Passanten und S-Bahn-Fahrgäste, geht es oberirdisch zu. Ende 2001 sollen die Züge auf der Stadtbahn (also in Ost-West-Richtung) über die neue Trasse rollen. Der Brückenschlag jüngst über den Humboldthafen war allerdings nur ein Vorspiel zur Überquerung der eigentlichen Baugrube. Ist die Trasse fertig, wird der 1986 sanierte und (noch) unter Denkmalschutz stehende Lehrter Stadtbahnhof abgerissen; voraussichtlich 2002. An dessen Stelle wird dann ebenfalls die 17 Meter tiefe Baugrube "B" für die Bahnsteige und die B 96 ausgehoben. Auch dort könnten die Bauleute mit Überraschungen konfrontiert werden. Ebenso kann der Straßentunnel, der auf einigen Kilometern schon fertig ist, frühestens 2005 eröffnet werden.

Nördlich und südlich des Stadtbahnviaduktes ist die Baugrube schon wieder "gedeckelt", also geschlossen. Wie berichtet, werden am "Lehrter" neben den Tunneln für Fern- und Regionalzüge auch welche für die Bundesstraße 96, sowie für die geplanten Nahverkehrslinien U 5 und S 21 vorbereitet. Derzeit ist die Spindel für das unterirdische Parkhaus westlich der unterirdischen Bahnsteige in Bau. 950 Fahrzeuge können dort abgestellt werden. "Der neue Bahnhof wird ein neues Wahrzeichen Berlins", sagte Claudia Ruttmann, "so wie heute das Brandenburger Tor".

Unsichtbar und unbeachtet dagegen wird für die geplante Verlängerung der U-Bahn-Linie 5 vom Lehrter Bahnhof Richtung Turmstraße schon jetzt reichlich Beton gegossen. Denn die U 5, die den östlichsten der parallel laufenden Tunnel nutzt, muss bei einer Verlängerung nach Westen die Fernbahntunnel der Bahn unterqueren. Dies wird jetzt schon vorbereitet, für den Fall der Fälle, dass er gebraucht wird. Auch in den vergangenen Jahrzehnten sind viele U-Bahn-Stummel-Tunnel auf Vorrat gebaut worden und rotten heute vor sich hin. Mit seinen 23 Metern unter der Oberfläche ist der Tunnel für die U 5 sogar der tiefste auf der ganzen Baustelle. Realistisch ist diese zusätzliche Verlängerung in Richtung Turmstraße allerdings nicht, denn das Geld fehlt. Selbst der Bau vom Alex zum Lehrter Bahnhof ist umstritten genug.

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