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Leichtathletik-WM: Zum Finale sind alle auf den Beinen

Nach einer Woche WM erreichte die Stimmung beim Marathon ihren Höhepunkt. Hunderttausende zeigen Sportsgeist in der City.

Die S-Bahn Richtung Brandenburger Tor ist proppenvoll, am Bahnhof Friedrichstraße knubbeln sich die Leichtathletikfans. Manche sind in Nationalfarben geschminkt, einige tragen Fahnen und viele Sportkleidung. Vor einer Woche, bei der ersten Entscheidung über 20 Kilometer Gehen der Männer, sah alles noch ganz anders aus. Doch am vorletzten WM-Tag und viele umjubelte Goldmedaillen später, ist Marathon in Berlins Innenstadt. Und alle gehen hin, so scheint es. Zunächst allerdings nicht überall an die Strecke. Eine gute Stunde vor dem Startschuss ist die Oranienburger Straße noch menschenleer. „Das könnte von mir aus so bleiben, ist weniger stressig“, findet Streckenposten Ayhan Bussieck aus Kreuzberg. Doch seine Hoffnung wird enttäuscht.

Der zehn Kilometer lange Rundkurs beginnt und endet erstmals in der Geschichte einer Leichtathletik-WM nicht im Stadion. Start und Ziel ist am Brandenburger Tor, es geht vorbei an Siegessäule, Reichstag, Berliner Dom und Rotem Rathaus. Um die 42,195 Kilometer voll zu machen, werden die letzten vier Runden durch eine kleine Schleife um den Alex ergänzt. Auf dem Platz des 18. März haben sich gegen 11 Uhr schon zahlreiche Zuschauer einen guten Platz im Start- und Zielbereich gesichert. Anna Beimdicke aus Herborn hat einen auf einem Absperrpoller gefunden. Die 20-Jährige ist, wie zahlreiche andere Zuschauer, mit ihren Eltern extra zur WM angereist. „Schade nur, dass es kein Public Viewing gab“, findet Mutter Hildegund. Eine Stunde später hat sie dann von ihrem Platz aus Gelegenheit dazu: Tausende Zuschauer verfolgen das Rennen über die gesamte Strecke gebannt auf Großleinwand.

Den Start erleben sie hier natürlich live – und die Athleten ein lautes, enthusiastisches Berliner Publikum. Das muss am Bundeskanzleramt noch rund eine Viertelstunde warten, bis die Athleten das erste Mal vorbeikommen. Viele nutzen die Zeit und werfen einen Blick ins Kanzleramt, das mit den Ministerien am Wochenende zum „Staatsbesuch“ seine Türen geöffnet hat (siehe Beitrag unten). Am Reichstag ist die Schlange indes so lang, dass die halbe Stunde Rundenzeit der Athleten nicht ausreicht, um hineinzukommen und rechtzeitig zum Marathon wieder heraus. „Wir versuchen es trotzdem“, zeigt ein Ehepaar aus Ostfriesland Sportsgeist.

Zurück am brodelnden Pariser Platz: Einigermaßen gut durch kommt man als Zuschauer nur noch, wenn das Feld gerade vorbeiläuft, weil dann alle direkt an der Absperrung stehen. Auch die S-Bahn-Unterführung ist voll: Sie bietet hier die einzige Möglichkeit, die Strecke zu unterqueren. Unter den Linden, an der Zielgeraden des Marathonlaufs, ist die Stimmung noch einen Tick ausgelassener. Vielleicht sieht hier deshalb so mancher Zuschauer in der Wärme beinah geschaffter aus als die Athleten. Als sich der Kenianer Abel Kirui gegen 13.45 Uhr in Riesenschritten als Erster dem Brandenburger Tor nähert, bringt die Begeisterung die Luft zum Kochen. Was muss das für ein Gefühl sein, vor dieser Kulisse und vor abertausend jubelnden Zuschauern zu gewinnen? Im Ziel spricht Kiruis Lächeln Bände. Und dann macht er Luftsprünge.

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