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Berlin: Leinen los für Landratten

Ab heute dürfen Besucher in den Neubau des Technikmuseums hinein – die Ausstellung zeigt alles über die Seefahrt

Was für ein Luxus. 700 handgeschnitzte Figuren, Skulpturen und Ornamente verzieren den Bug der „Vasa“. Löwen, Könige und Soldaten, biblische Gestalten. Mit Hilfe eines Computerschirms, der das Meisterwerk wie eine virtuelle Lupe vergrößert, lässt sich jedes Detail studieren. Dabei entdeckt der Betrachter, dass sich hinter nahezu jeder Figur eine dramatische Geschichte verbirgt, vom Streit der Stockholmer Thronerben über Beschimpfungen des Feindes bis zu griechischen Sagen. Das Modell des 1628 gesunkenen Kriegsschiffes ist eine der Attraktionen im Neubau des Technikmuseums. Ab heute ist hier die Dauerausstellung „Lebenswelt Schiff“ mit mehr als 1000 Ausstellungsobjekten für die Öffentlichkeit zugänglich.

Größter Blickfang der umfangreichen Schau auf drei Etagen ist der gigantisch wirkende „Kaffenkahn“, ein Berliner Transportschiff von 1840, dessen Überreste vor 15 Jahren im Spandauer Schlick gefunden wurden. Mit seinen 33 Metern Länge und seinem 20-Meter-Mast dominiert das konservierte Wrack die weitläufige Ausstellungshalle. Eindrucksvoll auch der wuchtige Dampfschlepper „Kurt-Heinz“, der fast 90 Jahre lang auf Brandenburger und Berliner Gewässern unterwegs war. Aus der Halle über die regionale Binnenschifffahrt führt eine Treppe in die weite Welt der internationalen Seefahrt, der die oberen Etagen gewidmet sind.

Hier kann der Besucher selbst zum Seemann werden. Jules Vernes’ Kapitän Nemo lädt im stilisierten Nachbau der „Nautilus“ zum Tauchgang ein und plaudert über Seemannsgarn und Meeresmythen. Man kann mit Walter Moers’ Käpt’n Blaubär einen Dreimaster navigieren (und nebenbei steuerbord von backbord unterscheiden lernen). Und in einer Ecke können Landratten Seemannsknoten üben und den Unterschied zwischen Palstek und Roringstek erfahren. Zwischen diesen interaktiven Angeboten stehen Dutzende von Schiffsmodelle aus allen Epochen, von der mit Fell bespannten Nussschale, mit der ein irischer Mönch im Jahre 520 nach Amerika gelangt sein will, bis zum gigantischen US-Flugzeugträger George Washington. Dessen Konturen bleiben übrigens bis auf weiteres nur angedeutet: Nach dem 11. September weigern sich die USA, den Ausstellungsmachern die nötigen militärischen Details für das Modell zu verraten.

Das Museum ist heute von 14 bis 18 Uhr geöffnet. (Trebbiner Str. 9, Kreuzberg, Eintritt frei). Öffnungszeiten ab kommender Woche: Di-Fr 9-17.30 Uhr, Sa und So 10-18 Uhr.

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