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Berlin: „Leinen los“ nach Tegel

Tegel und Wannsee sind nun wieder direkt verbunden.

Seit gestern fährt die Stern und Kreisschifffahrt wieder ihre traditionelle Haveltour, die über neun Jahre lang wegen des Schleusenbaus in Spandau nicht möglich war. Nachdem am Montag die Schleuse an der Zitadelle eröffnet worden war, hieß es gestern bei der größten Berliner Reederei „Leinen los“. Der Mann am Schifferklavier spielte bei der Premierenfahrt sein „Schiff ahoi – ich bleib dem Wannsee treu“.

„Wir haben fast zehn Jahre auf diesen Tag gewartet“, sagte Stern-und-Kreis-Geschäftsführer Norbert Steinecke. „Die Sperrung 1993 war ein Desaster.“ Denn Ausflugsdampfer hätten die baufällig gewordene Schleuse über Hohenzollernkanal, Spree und Westhafenkanal umfahren – für Passagiere wäre das unattraktiv und zeitraubend gewesen. Stern und Kreis ist bislang die einzige Reederei in Berlin, die wieder auf Linienfahrt die Spandauer Schleuse ansteuert. „Die Konkurrenz wartet ab“, hieß es. Dabei gelten Wannsee und Tegel als „traditionelle West–Berliner Anlegestellen“. Allerdings machen die Reedereien mittlerweile den größten Teil ihres Umsatzes in der Innenstadt, bei Stern und Kreis sind es etwa 60 Prozent des Umsatzes. Dieser Trend in die City verstärkte sich in den vergangenen Jahren immens durch den Touristenboom und den Hauptstadtumzug, zudem gab es in der Stadt alle paar Monate etwas Neues zu sehen.

Gestern allerdings waren es Spandauer Schaulustige, die die Ufer säumten und die erste Schleusung der „Havelstern“ von der Juliusturmbrücke beobachteten – so als ob die Schleuse erst mit den weißen Schiffen von Stern und Kreis eröffnet ist. Auch für zahlende Fahrgäste ist die Passage durch die 115 Meter lange Schleusenkammer direkt zu Füßen der Zitadelle ein Erlebnis. So eine moderne Anlage gibt es sonst nicht in Berlin, der Schleusenwärtertower hat fast Nord-Ostsee-Kanal-Ausmaße. 2,4 Meter Wasserunterschied zwischen Unter- und Oberhavel werden ausgeglichen. Die eigentliche Schleusung (also zwischen Schließen des hinteren und Öffnen des vorderen Tores) dauerte gestern nur sieben Minuten. Der Fahrplan, den Stern und Kreis ausgetüftelt hatte, wurde also gut eingehalten. Vorher hatte es ein wenig Besorgnis gegeben, weil die Behörden 30 Minuten Schleusungsdauer angekündigt hatten, allerdings gerechnet vom Ablegen am Warteplatz bis zur Ausfahrt aus der Kammer. Das Anlegen an der Wartepier entfällt jedoch, wenn es keine Entgegenkommer oder vorausfahrende Frachter gibt. Durch die große Länge der Schleuse passen neben dem Stern-Kreis-Dampfer noch eine Vielzahl Sportboote mit hinein in die Kammer.

Abfahrt für die neue Linie ist täglich an der Tegeler Greenwichpromenade um 10.15 und 12.35 Uhr, in Wannsee starten die Schiffe um 10.15, 12.20 Uhr und 15 Uhr. Eine Tour kostet 9 Euro, hin und zurück, 13 Euro. Kurze Zwischenstopps gibt es am Spandauer Lindenufer und an der Freybrücke (Heerstraße). Neu ist in diesem Jahr, dass alle Bahncard-Besitzer bei Stern und Kreis zehn Prozent Rabatt auf alle Linienfahrten bekommen.

Die Reederei im Internet:

www.sternundkreis.de

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