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Berlin: Leinenzwang: "Die spinnen doch!" - Hundebesitzer sind empört

Eva Rautenberger tippt sich an die Stirn. Sie soll ihren süßen "Cooky" immer an die Leine nehmen?

Eva Rautenberger tippt sich an die Stirn. Sie soll ihren süßen "Cooky" immer an die Leine nehmen? "Die spinnen doch!" Bis zu 20 000 Mark Geldbuße drohen Hundebesitzern künftig, die gegen das geplante Gesetz verstoßen. Und auch Renate Müller ist empört: Sie will sich dem Gesetz zwar beugen und ihren Terrier an die Leine nehmen, aber: "Das macht die Hunde erst recht aggressiv".

Wie hier in der Wilmersdorfer Straße reagierten viele Hundebesitzer. "Das ist doch witzlos, dass so ein kleiner Hund immer angeleint gehen soll", schimpft Ilse Noak, die ihren Yorkshire Terrier "Sandra" auf dem Weg in den Preußenpark in Wilmersdorf auf dem Bürgersteig frei laufen lässt. Ein Herr, der mit seinem weißen, mittelgroßen Pudel vorbeispaziert, kündigt an: "Ich lasse meinen Hund laufen, mir ist das egal." Steuerlich angemeldet hat er sein Tier auch nicht.

Den generellen Leinenzwang lehnt auch Natalia Razzak ab, die ihren elf Monate alten Irish Setter "Sir" in einem Brunnen am Olivaer Platz in Wilmerdorf baden lässt. "Das ist doch nicht artgerecht, das Tier braucht doch seine Freiheit!" Auf den Straßen führt sie ihren Hund aber meist an der Leine, die Menschen seien im Moment so aggressiv gegen Hundebesitzer. "Ich habe Angst, dass die Leute in den Parks Gift auslegen."

Auch die 20-jährige Julia Sedat aus Wilmersdorf erzählt, dass sie derzeit ständig angepöbelt und bedroht wird. "Ich bringe deine Hunde um und dich mit dazu", rufen ihr Passanten zu. Die junge Frau besitzt einen Boxer "Leo" und einen American Staffordshire Terrier "Stella". Die beiden lebhaften Hunde sind angeleint, und Stella trägt als Kampfhund vorschriftsmäßig einen Maulkorb. "Ich habe sie in der Stadt immer an der Leine, weiß aber nicht mehr, wo ich sie noch freilassen kann." In den Hundeauslaufgebieten, wo die Tiere auch künftig noch ohne Leine laufen dürfen, seien ihr "zu viele Verrückte" unterwegs. Sie spielt deswegen mit dem Gedanken, aufs Land zu ziehen.

Auch Sabine Glaser empfindet es als "Spießrutenlauf", mit ihrer "Sheila", einem japanischen Akita Inu, der aussieht wie eine Mischung aus Husky und Chow Chow, spazieren zu gehen. "Der Hund braucht Auslauf. Ich kann ihm nicht immer nur einen Meter Leine geben." Dabei ist sich die 40-Jährige sicher, dass sie ihren Hund unter Kontrolle hat, denn sie bildet beim Roten Kreuz Rettungshunde aus. Sie hofft, dass sich die Hysterie bald wieder legt.

Aber es gibt auch Leute, die sich über das Gesetzesvorhaben freuen. Die 29-jährige Karin Arndt aus Wilmerdorf zum Beispiel, die ihren zweijährigen Sohn Tobias im Kinderwagen schiebt. Sie findet einen Leinezwang für alle Hunde richtig. Ihr sei es schon passiert, dass ein Hund am Kinderwagen hochgesprungen sei. "Tobias und ich haben uns sehr erschrocken."

Sabine Demm

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