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Berlin: Leistikow-Schule wird geschlossen

Betrieb endet im Sommer 2007. Haus wurde durch Gewaltvorfälle bekannt

Die Zehlendorfer Leistikow-Hauptschule wird geschlossen. Der Bezirk will den Betrieb am Hartmannsweilerweg im Sommer 2007 einstellen. Neue siebte Klassen werden nicht mehr aufgenommen. Dies teilte Volksbildungsstadtrat Erik Schrader (FDP) auf Anfrage mit. Er begründete die Entscheidung mit der fehlenden Nachfrage und dem Schülerrückgang, der eine der drei Hauptschulen in Steglitz-Zehlendorf überflüssig mache.

Mit mehreren Gewaltvorfällen, die Leistikow-Schüler verübt hatten, habe die Schließung dagegen nichts zu tun. Laut Schrader habe es im Umfeld der Schule schon immer wenig potenzielle Hauptschüler gegeben. Von denen wiederum seien viele verloren gegangen, als eine Gesamtschule im Bezirk gegründet wurde. Seit 2003 hatte die Schule nie mehr als zwei bis vier Anmeldungen. Der Rest der Schüler wurde „zugewiesen“. Auf dieser Grundlage konnte die Schule nicht auf Dauer überleben – zumal sie mehrfach wegen gewaltbereiter Schüler ins Gerede kam. Schlagzeilen machte 2003 der Fall des damals 16-jährigen Sawis J. Der Leistikow-Schüler hatte nach einem Streit auf einem Schulhof in Marienfelde fünf Lehrer verprügelt. Bei der Polizei war er bereits wegen einer Vielzahl von Straftaten bekannt. Auch Ken M. (Name geändert), der den siebenjährigen Christian 2005 erschlagen haben soll, war Leistikow-Schüler. Nach dem Amoklauf bei der Eröffnung des Hauptbahnhofs wurde bekannt, dass der 16-jährige Tatverdächtige ebenfalls einige Zeit auf diese Schule ging.

„Mich ärgert, dass jetzt der Zusammenhang zwischen den Gewaltvorfällen und der Schulschließung hergestellt wird“, sagte gestern Schulleiter Heinz Winkler, der die mangelnde Nachfrage vor allem im Geburtenrückgang begründet sieht. Er verweist darauf, dass sein Kollegium viel unternommen habe, um die Schüler in den Griff zu bekommen. Dazu gehörten ein so genanntes Coolnesstraining, aber auch eine Schulstation und die Zusammenarbeit mit der Polizei. Dennoch sei den Lehrern schon lange klar gewesen, dass schwer verhaltensgestörte Schüler nichts an allgemeinbildenden Schulen verloren haben. Diese Überzeugung hatte das Kollegium nach dem Fall „Sawis“ öffentlich gemacht. Passiert ist damals nichts. Erst jetzt – drei Jahre später – hat der Bildungssenator eingestanden, dass man „spezielle schulische Angebote“ für diese Schüler brauche. Zu spät für die Leistikow-Schule. Die zwei Klassen, die 2007 noch übrig sein werden, werden an anderen Schulen untergebracht. sve/tabu

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