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Drogenkonsum: Jeder Achte zwischen 16 und 27 Jahren weist problematische Konsummuster auf.

© dpa

Leistungsdruck, Überforderung, Unsicherheit: Warum Berliner Jugendliche zum Joint greifen

In Berlin konsumieren viele junge Menschen Cannabisprodukte - aber warum? Eine Studie hat die Hintergründe des Drogenkonsums untersucht und kommt zu dem Ergebnis, dass Unsicherheit und Leistungsdruck eine entscheidende Rolle spielen.

Überforderung, Leistungsdruck, Unsicherheit: Das sind die Gründe, aus denen viele junge Menschen kiffen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie, für die 413 junge Berliner im Alter von 16 bis 27 Jahren befragt wurden.

Durchgeführt wurde die nicht repräsentative Untersuchung von Heinz Cornel von der Alice-Salomon-Hochschule und der Fachstelle für Suchtprävention, die von der Diakonie getragen wird. Kerstin Jüngling, Geschäftführerin der Fachstelle, sagte bei der Vorstellung am Donnerstag, ziemlich viele junge Berliner würden kiffen: „Joint, Bong oder was auch immer“. 69 Prozent der Befragten haben schon einmal Cannabis probiert, etwa die Hälfte davon konsumiert gegenwärtig. Noch üblicher ist der Konsum von Alkohol, den knapp 90 Prozent der Befragten mindestens einmal im Monat genießen.

Der Studie zufolge konsumieren junge Menschen im Schnitt etwa mit 18 Jahren zum ersten Mal Cannabisprodukte. Die meisten greifen später nicht regelmäßig zu Drogen, jeder Achte aber entwickelt laut Jüngling „problematische Konsummuster“. Die Studie bewertet das Konsumverhalten als problematisch, wenn regelmäßiger Konsum mit anderen Faktoren einhergeht, etwa mit Appellen von Freunden, endlich weniger zu kiffen. Täglicher Konsum von Cannabis oder Alkohol wurde grundsätzlich als problematisch bewertet.

Cannabiskonsum als Symptom der Leistungsgesellschaft

Warum aber kiffen manche Heranwachsende besonders viel? „Am meisten umgehauen hat mich, dass jeder Zweite gesagt hat, er fühle sich von der Leistungsgesellschaft überfordert“, sagte Jüngling. Es gebe großen Präventionsbedarf, dabei müsse man auch darüber sprechen, dass junge Menschen an der Schwelle zum Erwachsensein immer größeren Druck und Unsicherheit empfänden. „Überforderung ist ein subjektives Gefühl, das man anerkennen muss das nicht zwangsläufig objektiv nachvollziehbar ist“, sagte dazu Forscher Cornel.

Christine Köhler-Azara, Drogenbeauftragte des Landes Berlin, bemängelte die gesellschaftliche Tendenz, immer mehr nach Status und Geld zu streben. Sie kritisierte hierbei den hohen Leistungsdruck, unter dem Jugendliche stünden. Dieser könne zu Verweigerungshaltung und Rückzug führen. Bei der Präventionsarbeit stelle sich daher eine wichtige Frage: „Wo können wir ansetzen, damit wir diesen Rückzug nicht noch fördern, sondern die Jugendlichen ermutigen?“ Insbesondere auf die Altergruppe der 18- bis 20-jährigen müsse ein besonderer Fokus gelegt werden: In dieser Übergangsphase nach der Schule sei die empfundene Unsicherheit am größten.

Die Studie zeigt, dass Jugendliche, die regelmäßig Cannabis konsumieren, eine berufliche Karriere weniger wichtig ist als Nicht-Konsumenten. Auch neigen sie eher dazu, weitere illegale Drogen auszuprobieren. Gleichzeitig sind sie politisch und kulturell interessierter, umweltfreundlicher und abenteuerlustiger. Über die Kausalbeziehungen trifft die Studie jedoch keine Aussagen, also etwa zu der Frage, ob Cannabis als Einstiegsdroge oder die ohnehin vorhandene Abenteuerlust dazu führt, dass härtere Drogen ausprobiert werden.

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