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Berlin: Lennédreieck: Verseuchter Boden "keine Gefahr für Umwelt"

Der am Potsdamer Platz entdeckte verseuchte Boden ist offensichtlich absichtlich zum Lennédreieck geschafft worden. "Angesichts der Menge fällt es schwer zu glauben, dass das ein Versehen gewesen sein soll", sagte am Donnerstag ein Ermittler der Kripo.

Der am Potsdamer Platz entdeckte verseuchte Boden ist offensichtlich absichtlich zum Lennédreieck geschafft worden. "Angesichts der Menge fällt es schwer zu glauben, dass das ein Versehen gewesen sein soll", sagte am Donnerstag ein Ermittler der Kripo. Die Giftmenge sei "besorgniserregend". Es handele sich um "profitorientierte Kriminalität", erklärte auch die Leiterin des Umweltamtes Mitte, Regine Grafe. Dennoch soll das Grundwasser nicht gefährdet sein - aber nur, weil es immer noch wegen der bevorstehenden Bauarbeiten in diesem Bereich künstlich abgesenkt ist.

Grafe warf der Bahn gestern schwere Versäumnisse vor. Sie hätte das Verfüllen der Baugrube von der Stadtentwicklungsverwaltung überwachen lassen müssen, sagte er. "Die Bahn hat dem Fall Vorschub geleistet." Wegen dieser Ordnungswidrigkeit habe die Umweltkripo auch rasch und entschlossen gehandelt. Unter Umständen sei eine der am Lennédreieck beteiligten Firmen der Kripo schon bekannt gewesen. Bahn-Sprecher Michael Baufeld betonte, dass mit der Baufirma die Lieferung von "Z 0"-Boden vereinbart worden ist - "das ist der sauberste Boden überhaupt". Die Bahn habe gegen keine Auflagen verstoßen.

Wie berichtet, hatte die Staatsanwalt- schaft am Mittwoch 17 Büros von Baufirmen durchsucht. Dabei wurde umfangreiches Beweismaterial sicher gestellt. Mit diesen Unterlagen prüfen die Ermittler jetzt, wie akut die Gefahr für die Umwelt ist, sagte ein Beamter. Der Verdacht richtet sich gegen drei Personen, die als Verantwortliche mehrerer Baufirmen tätig waren.

Der verseuchte Boden soll jetzt vermutlich vollständig abgetragen werden. Derzeit werden an vielen Stellen Proben genommen, ob wirklich die gesamte Menge vergiftet ist. Am Montag haben die Arbeiten begonnen, sagte ein Bahnsprecher gestern, das Ausbaggern werde etwa drei Monate in Anspruch nehmen. Die Menge Boden entspricht etwa 5000 Lastwagenfuhren. Da die Gruben anschließend wieder verfüllt werden, müssen die Investoren jetzt eine mehrmonatige Zwangspause in Kauf nehmen; der Austausch wird mehrere Millionen Mark kosten. Am Lennédreieck baut unter anderem der Milliardär Otto Beisheim.

Die 95 000 Kubikmeter Boden waren im vergangenen Jahr nach Fertigstellung des Eisenbahntunnels zwischen dem künftigen Regionalbahnhof Potsdamer Platz und der Lennéstraße auf die Betondecke gefüllt worden. Die Schicht über den so genannten Senkkästen sei bis zu zehn Meter stark, sagte Michael Baufeld von der Bahn-Tochter "Projekt Verkehrsbau", die die Tunnel baut. Nördlich des Lennédreiecks begann dann der von den "Maulwürfen" im Schildvortrieb gebohrte Tunnel. Der Park selbst ist also nicht betroffen.

Nachdem das gesamte Lennédreieck planiert worden war, hatte die Bahn die Grundstücke an die Investoren übergeben, die dort bauen wollen. Im Februar hatte dann ein Investoren bemerkt, dass "mit dem Boden etwas nicht stimmt" und dies bei der Bahn reklamiert. Baufeld sagte weiter, dass der im Auftrag der AG "Fernbahntunnel Los 4" tätige Subunternehmer den Nachweis über die Bodengüte vorgelegt hatte. Offensichtlich sei dieser Nachweis "gefälscht oder verfälscht" gewesen.

Die vorgegebenen Werte unter anderem von Kohlenwasserstoffen (PAKs) und Schwermetallen seien nur "ganz leicht überschritten" worden. Auch wenn der belastete Boden nicht entdeckt worden wäre, hätte er die Gesundheit oder das Grundwasser nicht gefährdet.

Dagegen halten die Grünen die Vergiftung des Trinkwassers langfristig nicht für ausgeschlossen. Die verseuchte Erde komme direkt mit Grundwasser führenden Schichten in Berührung (Siehe Kasten).

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