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Berlin: Lernen im festen Glauben

Seit August gibt es die Arche-Schule in Hellersdorf

Brian hat schon mal Astronauteneis gegessen. Das erzählt der Zweitklässler und legt sich quer über den Stuhl. Währenddessen hat sich Mitschüler Fabian zu seinem Freund Alex umgedreht. Und blickt fasziniert auf dessen Lesebuch – es ist genau das gleiche wie das auf dem eigenen Tisch. Mit bestimmtem Griff fasst René Bishops große Hand den Kopf des Jungen und dreht ihn in Richtung Tafel. „Ich wollte nur mal gucken“, sagt Fabian kleinlaut. „Ren-au-fo“, buchstabiert sein Sitznachbar David kurz darauf mühsam. „Rennauto“, korrigiert Bishop geduldig. „Ein Rennauto braucht 53 Tage zum Mond“, liest der Erzieher weiter.

Astronauten, Rennautos, Mondfahrten – das sind genau die richtigen Themen für kleine Jungs. Vier von ihnen unterrichtet der Erzieher Bishop an diesem Morgen – in der neuen Freien Evangelischen Arche-Schule in Hellersdorf. Mit 14 Kindern zwischen fünf und acht Jahren ist der Schulbetrieb im August gestartet: Die vier kleinen Jungs sind Zweitklässler. Dazu kommen zehn Erstklässler. Die haben gerade im Klassenraum nebenan, der Löwenklasse, das „L“ gelernt – mit ihrem Klassentier, einer Löwenhandpuppe. Nur für die Fächer Lesen, Rechnen und Schreiben werden die Kinder getrennt. Meistens sind alle zusammen und Lehrerin Magdalena Meisel und Erzieher Bishop stehen gemeinsam vor der Klasse.

Die Doppelbesetzung mit Lehrerin und Erzieher gehört zum Konzept der Schule. „Individuelle Förderung soll bei uns im Vordergrund stehen“, sagt Clemens Volber vom Trägerverein Freie Evangelische Schulen Berlin. In Hellersdorf gingen wesentlich mehr Kinder auf Sonderschulen als in anderen Berliner Stadtteilen. Die Arche-Schule will Abhilfe schaffen. Volber leitet auch die Freie Evangelische Schule in Prenzlauer Berg. Gemeinsam mit Bernd Siggelkow, dem Gründer des christlichen Jugendwerks „Arche“, hat er das Schulprojekt in freier Trägerschaft initiiert. Die Arche hat einen Sozialfonds eingerichtet, aus dem das Schulgeld für die Kinder aus finanzschwachen Familien gezahlt wird. „Bildung sollte nicht vom Einkommen abhängen“, sagt Volber. Die Schüler zahlen je nach Finanzlage der Eltern. Auch vom Senat gibt es finanzielle Unterstützung für die Schule.

Inzwischen ist Pause. „Alles, was ich tue, tu ich nur mit dir Jesus“, tönt ein christlicher Popsong aus dem Hortzimmer. Eine Couch zum Ausruhen, Vorlesen und Trampolinspringen steht dort. Überall liegt Spielzeug herum. Und es gibt genug Platz zum Tanzen. Die Kinder hopsen begeistert zur Musik hin und her – mit Archegründer Siggelkow. Einmal im Monat will er vorbeikommen, um nach dem Rechten zu sehen. „Die meisten Kinder sehen mich ja jeden Tag nach der Schule.“ Eine Stunde obligatorischen Religionsunterricht gibt es pro Woche und jeden Morgen eine Andacht. „Den Kindern fehlen christliche Werte“, sagt Siggelkow. Die wolle man ihnen hier vermitteln – und ihren Eltern auch.

Eigentlich waren 40 Kinder angemeldet für den Schulstart. Doch dann gab es bis zuletzt Probleme mit den Räumlichkeiten. Erst einen Monat vor Schulbeginn stand fest, dass sie in das Gebäude am Naumburger Ring einziehen konnten. Irgendwann sollen einmal ein paar hundert Kinder unterrichtet werden – bis zur zehnten Klasse. Es sind schon Anmeldungen bis zum Jahr 2010 eingegangen.

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