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Wenn es nach der BVV Lichtenberg ginge, würde die U-Bahnlinie 5 nach dem Tierpark benannt werden. Daraus wird nun nichts, was diese beiden Tierpark-Bewohner, Sichuan-Takin-Jungtiere aus dem Himalaya, aber nicht kratzt.

© dpa

Leserdebatte: Doch eine U-Bahn-Linie für den Tierpark?

Senat und BVG haben eine Umbenennung der U5 als Tierpark-Linie abgelehnt. U-Bahnlinien sollen demnach weiterhin nur Nummern tragen. Aber was meinen Sie dazu, liebe Leser? Braucht Berlin eine Tierpark-, Hertha- oder Zitadellenbahn?

Der Poesie des öffentlichen Nahverkehrs im alten New Orleans hat Berlin mit seiner BVG wenig entgegenzusetzen. Eine Straßenbahnlinie nach der Endstation „Desire“ zu nennen – war das nicht zauberhaft? Auch Tennessee Williams reagierte entzückt und nannte sein berühmtes, später mit Marlon Brando und Vivien Leigh verfilmtes Stück „A Streetcar Named Desire“. In der deutschen Übersetzung wurde daraus die fast zur Redensart verdichtete „Endstation Sehnsucht“ – ein Titel, der sich beharrlicher Berühmtheit erfreut, wenngleich die Linie die Premiere 1951 nur kurz überdauerte.

Berlin dagegen? Hat immerhin „Linie 1“, schon der Name ein poetisches Handicap, doch zugleich Indiz Berlinischer Nüchternheit. Bekanntlich wurde das Stück des Grips-Theaters mit den Texten von Volker Ludwig und der Musik von Birger Heymann dennoch ebenfalls weltberühmt und auch verfilmt. Aber es stimmt schon: Sehr fantasievoll ist die bloße Durchnummerierung der BVG-Linien nicht, von Werbewirksamkeit ganz zu schweigen, was den Wunsch der Lichtenberger BVV-Mehrheit nach Umbenennung der U 5 in „Tierparklinie“ zumindest verständlich erscheinen lässt.

Wie berichtet, wird daraus nichts, wie aus der Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage des Lichtenberger CDU-Abgeordneten Danny Freymark hervorgeht. Da könne ja jeder kommen und ganze Linien oder Teile neu benennen, von den Kosten ganz zu schweigen, heißt es sinngemäß. Nicht die potenzielle Werbewirkung zähle, dafür sei das Liniennetz nicht da, sondern die Eindeutigkeit der Fahrgastinformation, betonte Staatssekretär Ephraim Gothe unisono mit der BVG.

Keine Hertha- und nicht mal eine Olympia-Linie als Ersatz für die U 2 also, auch keine BER- oder Zitadellenbahn statt der U 7, und eine Seenbahn gleichfalls ausgeschlossen, obwohl die U 3 doch nicht nur zur Krummen Lanke, sondern ebenso zum Schlachtensee führt. So schöne Namen sind also vorstellbar und doch nicht zu realisieren. Selbst der Name Kanzlerbahn für den U-55-Stummel hat sich nur inoffiziell und nicht allzu sehr eingebürgert, was vielleicht gut so ist. Man stelle sich nur die – auch politische – Konfusion vor, wenn diese Kanzlerbahn in die endlich zum Brandenburger Tor verlängerte Tierparkbahn, die einst nur U 5 hieß, angeschlossen würde und in ihr aufginge. Denn Kanzlers Tierparkbahn – das verstände ja nun wirklich niemand mehr.

Neue Liniennamen also nicht, doch bei Stationsnamen lässt sich schon eher was machen. Da wurde vor zehn Jahren aus dem U-Bahnhof Seidelstraße der Linie 6 die Otisstraße, finanziert von der Aufzugsfirma, der sehr viel daran gelegen war. Aus Zinnowitzer Straße wurde 2009 die U-6-Station Naturkundemuseum, während Senat und BVG die neuen Namen Freie Universität (U 3, Thielplatz) und Hufeisensiedlung (U 7, Parchimer Allee) ablehnten. Aus Unter den Linden wurde aber für U- wie S-Bahn gleichermaßen der Bahnhof Brandenburger Tor, was die Bahnmitarbeiter von zahllosen Touristenfragen befreit haben dürfte.

Doch trotz der Strenge von BVG und Senat bei den Bezeichnungen im Liniennetz haben sich im Öffentlichen Nahverkehr auch einige Namen durchgesetzt, parallel zu den Nummern. Im Umland nördlich von Berlin fährt die Heidekrautbahn, deren Name durch die Ausflugsfahrten der Berliner in die Schorfheide entstand. Erinnert sei an die seit 1980 geschlossene Siemensbahn zwischen Jungfernheide und Gartenfeld und die 1961 eingestellte Friedhofsbahn zwischen Wannsee und dem Südwestkirchhof Stahnsdorf. Weitgehend Geschichte ist die Stammbahn zwischen dem früheren Potsdamer Bahnhof in Berlin und Potsdams Hauptbahnhof, deren Funktion zumindest teilweise von der heutigen Wannseebahn zwischen Schöneberg und Wannsee wahrgenommen wird. Zudem gibt es die Ringbahn, die Berlins Innenstadt umschließt, sowie die Stadtbahn zwischen Ostbahnhof und Bahnhof Charlottenburg. Diesen Strecken ist aber gemeinsam, dass mehrere Linien auf ihnen fahren. Als Argument für eine Tierpark-Linie taugen sie nicht.

Was meinen Sie, liebe Leser? Sollten Berliner S- und U-Bahnlinien umbenannt werden? Würden Sie lieber in der Hertha- oder Olympia-Linie statt in der U2 fahren oder in der BER- oder Zitadellenbahn statt der U7? Und haben Sie weitere Ideen für Liniennamen? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare! Zum Mitmachen nutzen Sie bitte die einfach zu bedienende Kommentarfunktion etwas weiter unten auf dieser Seite.

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