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Berlin: Letzter Akt im Metropol

Senat beschließt erneut den Verkauf des Theaters. Das Haus könnte abgerissen werden und einem Hotelbau weichen

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Das Metropol-Theater an der Friedrichstraße soll ein zweites Mal verkauft werden. Der Senat will am Dienstag die Ausschreibung für das Immobiliengeschäft beschließen. Bausenator Peter Strieder (SPD), Kultursenator Thomas Flierl (PDS) und Kulturpolitiker der Oppositionsparteien drängen immer noch auf eine kulturelle Nutzung des denkmalgeschützten ehemaligen Musiktheaters, aber ihre Karten stehen schlecht. Das Fundament des Gebäudes ist beschädigt, selbst eine Grundsanierung würde mindestens 75 Millionen Euro kosten. Nun gibt es Überlegungen, das Metropol abzureißen und durch ein Hotel mit kommerziellem Veranstaltungsbetrieb zu ersetzen.

Das käme Finanzsenator Thilo Sarrazin entgegen, der beim Verkauf der Immobilie durch den landeseigenen Liegenschaftsfonds ein „ertragsmaximales Ergebnis“ erzielen will. Strieder wiederum will das Metropol „als Bestandteil des kulturellen Erbes der Stadt nach Möglichkeit bewahren“. Öffentliche Subventionen stehen dafür aber nicht zur Verfügung, was den Kreis der Interessenten drastisch einschränkt. Neue Perspektiven könnten in Verbindung mit den Nachbargrundstücken entstehen. Zum Beispiel links vom Metropol, an der Ecke Friedrichstraße/Weidendamm: Das Areal wurde vor Jahren von einer privaten Grundstücksgesellschaft für fast 50 Millionen Mark erworben, die es bisher aber nicht verwerten konnte.

Zuerst sollte dort ein Bürogebäude entstehen, dann zeigte sich die spanische Hotelkette Sol Melia interessiert, ein Vier-Sterne- Hotel mit 350 Zimmern zu bauen. Mitte 2003 sollte es losgehen. „Die haben sich auch das Metropol angeguckt, halten sich aber bedeckt“, verlautete aus Senatskreisen. Angeblich hat der Konzern seine Hotelbaupläne schon wieder aufgegeben, aber auf der rechten Seite vom Metropol ist ebenfalls noch Bewegungsspielraum. Auf dem landeseigenen Grundstück zwischen Friedrich- und Planckstraße plante eine Investorengruppe Ende 2001 ein Drei-Sterne-Hotel einschließlich Bürohaus und Reisebusgarage parallel zur S-Bahnstrecke. Dieses Projekt löste sich zwar auch in Luft auf, aber nun wird in Unternehmenskreisen diskutiert, aus dem Metropol in Kombination mit einem Hotelbau ein „Event-Haus“ zu machen. So ähnlich wie das Estrel in Neukölln, das nicht nur Räume für Kongresse und Parteitage anbietet, sondern auch Konzerte veranstaltet.

Die Finanz- und Bauverwaltungen halten sich vorläufig bedeckt und versichern, dass man sich über den Ausschreibungstext nicht streiten werde. Obwohl es schon in der Kabinettssitzung am vergangenen Dienstag einen Disput über die Zukunft des Metropol gegeben hat. Das traditionsreiche Haus ist seit dem Mauerfall nicht mehr zur Ruhe gekommen. Im Oktober 1990 wurde die ehemalige Kultureinrichtung des Ost-Berliner Magistrats vom Senat auf die Abwicklungsliste gesetzt. Das Metropol blieb trotzdem Operettenbühne – mit hohem Subventions- und Sanierungsbedarf – und wurde 1996 an René Kollo als Alleingesellschafter und Intendant übergeben. Der scheiterte nach einem Jahr, danach beantragte der Senat die Liquidation. Das nunmehr leerstehende Haus wurde an die niederländische Stage Holding verkauft, die aber von ihrem Rücktrittsrecht Gebrauch machte und dies mit dem immensen Investitionsbedarf begründete. Seit November 2002 ist das Land Berlin wieder Eigentümer.

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