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Berlin: Letzter Aufruf Tempelhof

Nach dem Leipziger Urteil geht es nun wieder um die Zukunft von Tegel und dem City-Flughafen

Nach dem BBI-Urteil hält die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung an den Plänen zur Schließung des Flughafens Tempelhof fest. Ziel sei es, den Betrieb zum Beginn des Sommerflugplans Ende März 2007 einzustellen, erklärte Senatorin Ingeborg Junge-Reyer. Noch in diesem Jahr soll eine Fachkonferenz über die Zukunft des Gebäudes beraten. Die in Tempelhof tätigen Fluggesellschaften kündigten weiteren Widerstand an.

Tempelhof soll bei gerichtlich bestätigtem Planfeststellungsbeschluss für den Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) geschlossen werden, Tegel nach dessen Eröffnung. Die Klage von fünf Fluggesellschaften gegen eine zeitnahe Schließung Tegels zur BBI-Eröffnung hatte das Oberverwaltungsgericht im November abgewiesen. Weil Tegel mit 11,5 Millionen Passagieren im Jahr die Kapazitätsgrenze bereits überschritten hat, soll noch in diesem Jahr der Bau eines Behelfsgebäudes bis zur Fertigstellung von BBI Entlastung bringen. Die gäbe es auch, wenn die kleineren Maschinen nach Tempelhof verlagert würden, argumentiert dort die Interessengemeinschaft City-Flughafen (ICAT). So ließen sich auch die Verluste (2004 rund 13,6 Millionen Euro) mehr als ausgleichen.

Bereits vor zwei Jahren hatte die Senatsverwaltung die Schließung von Tempelhof bei Bestandskraft des Planfeststellungsbeschlusses für den BBI verfügt. Mit dem gleichen Bescheid sollte die Flughafengesellschaft schon zum 31. Oktober 2004 den Flugbetrieb einstellen. Das Vorhaben scheiterte jedoch am Widerspruch mehrerer Fluggesellschaften, die im Eilverfahren vor dem Oberverwaltungsgericht Recht bekamen. Einen Termin für das Hauptverfahren gibt es bisher nicht.

Die Tempelhofer Fluggesellschaften, CDU und FDP sowie diverse Wirtschaftsverbände fordern, Tempelhof mindestens bis zur BBI-Eröffnung offen zu halten, zum Teil auch darüber hinaus. Zwischen dem BBI-Urteil und dem Streit um Tempelhof bestehe „weder eine rechtliche noch eine zeitliche Automatik“, betonte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der in Tempelhof tätigen Fluggesellschaften, Bernhard Liscutin. Berlin könne mindestens einen zweiten Flughafen gebrauchen, erklärte der Sprecher der Fluggesellschaft dba, Matthias Andreesen. „Wir denken, dass der Flughafen offen bleiben sollte“, sagte der Deutschlanddirektor von SN Brussels Airlines, Daniel Noraman. Tempelhof sei „eine Perle“, die man „nicht aufgeben“ sollte.

Die Bemühungen des dba-Aufsichtsratsvorsitzenden Hans-Rudolf Wöhrl und weiterer Fluggesellschaften um eine Übernahme Tempelhofs in eigener Regie wurden vom Senat bisher ignoriert. Dabei hatte Wöhrl sogar angeboten, die Firmenzentrale mit 400 Beschäftigten nach Berlin zu verlegen. Durch die Köln/Bonn- Flüge der dba und die Kopenhagen-Verbindung von Sterling erlebte der City- Flughafen wieder einen Aufschwung. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres lag das Plus mit 99 555 Fluggästen sogar bei 61,4 Prozent.

Rainer W. During

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