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Berlin: Liebe

Der Kirchentag geht heute zu Ende. Das große Fest der Christen hat die Stadt verzaubert. Ein Resümee

Als am Sonnabendvormittag ein paar Tropfen vom Himmel fielen, packten die Souvenirverkäufer Regenschirme aus und machten in einer Stunde den Umsatz für den ganzen Tag. Dann kam die Sonne zurück. Nicht zu fassen. „Das Wetter entspannte ungemein“, sagte ein Sprecher des Kirchentages, als er am Sonnabend Bilanz zog.

Die fiel so gut aus, wie es keiner erwartet hätte: Dass 200000 Besucher kommen würden, noch mehr als zu den katholischen und evangelischen Kirchentagen zusammen, das hatte niemand erwartet. Dazu kommen viele Ungezählte, die an den kostenlosen Open-Air-Bühnen in der Innenstadt einfach mal so vorbeischauten.

Und trotz der geballten Masse Mensch blieb das Chaos aus: keine gravierenden Staus, keine schweren Unfälle und keine dramatischen Beschwerden. Nicht alle BVG-Schalter hatten Tickets parat, wie es sein sollte, die einen oder anderen stöhnten über überfüllte U-Bahnen. Sonst lief alles glatt. Das lag nicht nur an Gottes Segen und der Sonne allein, sondern auch an den über 15000 Helfern, die Frühstück machten, den Weg durch die Messe und 800 Seiten Programm wiesen und sich um jeden Betrunkenen und Störer kümmerten.

„Die Berliner sind so gehetzt“, sagte der katholische Erzbischof Georg Sterzinsky, „während des Kirchentages waren alle ganz gelöst.“ – „Die Unterstützung der Berliner für den Kirchentag ist unerreicht“, sagen die Organisatoren. Keinem anderen Kirchentag sei solche Gastfreundschaft gewährt worden. 60000 hatten sich bei Bekannten einquartiert, für 14000 Fremde hatten Berliner Betten bezogen.

Nicht so schön ist für die Kirchenoberen, dass ausgerechnet der Dalai Lama und Hans Küng die Publikumsmagneten waren – zwei, die mit den beiden deutschen Amtskirchen nichts am Hut haben. Aber das war zu erwarten und störte den Frieden nicht. Und selbst bei den umstrittenen ökumenischen Abendmahlsfeiern bemühten sich alle, den Streit nieder zu hängen, zumindest bis Montag. „Der Kirchentag ist ein Segen für die Stadt“, hatte Klaus Wowereit bei der Eröffnung gesagt – und Recht behalten.

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