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Berlin: Lieber„Teddy“ als Presseball

In Wowereits Kalender fehlt ein traditioneller Termin

Klaus Wowereit beweist Ausdauer. Kaum ein Abend, an dem der Regierende nicht auf einer Berlinale-Party auftaucht. Tagsüber regieren, Abends repräsentieren – Wowereit zeigt sich auf den Veranstaltungen stets gut gelaunt. Aber jetzt könnte Schluss mit lustig sein. Heute Abend finden gleich drei Berlinale-Höhepunkte statt und alle drei haben Wowereit auf der Gästeliste.

„Selbstverständlich erwarten wir den Regierenden Bürgermeister“, sagen die Veranstalter der Modeschau „Wunderkind Couture“ in der St.-Johannes-Kirche in Mitte. Wolfgang Joop stellt hier seine neue Glamour-Kollektion vor. „Selbstverständlich kommt der Regierende Bürgermeister zu uns, wir sind ein Höhepunkt der Berlinale“, sagen auch die Veranstalter des „Teddy- Awards“ im Tempodrom. Hier werden die besten schwul-lesbischen Filme aus dem Berlinale-Programm ausgezeichnet. „Selbstverständlich trauen wir dem Regierenden Bürgermeister zu, dass er die verschiedenen Veranstaltungen unter einen Hut kriegt“, sagen aber auch die Veranstalter des Europäischen Presseballs im Ritz-Carlton Hotel.

Der Presseball hat eine lange Tradition und war zu West-Berliner Zeiten Pflichtprogramm für Kanzler, Minister und die Regierenden Bürgermeister. Der Bundeskanzler hat sich allerdings seit einigen Jahren nicht mehr blicken lasse, und auch Klaus Wowereit hat sich offenbar dieses Mal anders entschieden. Ein Blick in seinen Terminkalender zeigt laut Senatspresseamt zwei Einträge: 17 Uhr Wunderkind-Show, 21 Uhr „Teddy- Award“ – sonst nichts. Beide Einträge seien bereits notiert gewesen, bevor der Presseball auf den 13. Februar gelegt wurde. Wowereit weist zudem auf die Außenwirkung seines Auftritts beim Teddy-Award hin. Berlin locke schließlich immer mehr schwule und lesbische Touristen in die Stadt.

Beim Presseball rechnet man trotzdem unbeirrt „fest damit, dass er kommt“, so Organisator Justus Boehncke. Über weitere prominente Namen auf seiner Gästeliste und was es für das Image des Balls bedeutet, wenn der Regierende wirklich nicht kommt, schweigt er sich aus. Als Showact ist Angelika Milster gebucht. Auf der Joop-Modeschau will dagegen Bryan Adams vorbeischauen, bei der „Teddy“-Verleihung werden Katja Riemann und Marianne Rosenberg erwartet. Nach Streitereien im Berliner Journalistenverband hatte kurzzeitig sogar zur Debatte gestanden, ob es den Ball überhaupt geben würde. Mit dem Ritz-Carlton am Potsdamer Platz ist der Ball jetzt an den Platz zurückgekehrt, an dem er vor 130 Jahren das erste Mal stattfand. Praktisch: Im Ritz-Carlton wohnen auch Berlinale-Stars. Vielleicht kommen zumindest die ja noch vorbei.

Juris Lempfert

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