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Berlin: Liebesdienst an der Love Parade: Die Messe steigt ein

Das landeseigene Unternehmen engagiert sich mit mehr als einer halben Million Euro. Anderenfalls wäre der Veranstalter im Mai pleite gewesen

„Liebe regiert“, lautet das Motto der diesjährigen Love Parade am 12. Juli. Doch tatsächlich regiert bei der Parade nun noch jemand ganz anderes mit: die Messe Berlin. Am Donnerstag unterzeichneten der Veranstalter des Techno-Spektakels, die Love-Parade-GmbH, und die Messe einen Kooperationsvertrag. Das landeseigene Unternehmen werde rund ein Drittel der Gesamtkosten der Veranstaltung übernehmen, sagte Love-Parade-Geschäftsführer Fabian Lenz am Freitag.

Als „Haupt-Dienstleister“ der Parade wird die Messe über ihre Tochtergesellschaft „Capital Catering“ vor allem die Essens- und Getränkeversorgung entlang der Strecke übernehmen. Rund 200 Verkaufsstände soll es zwischen Ernst-Reuter-Platz und Brandenburger Tor geben. Im letzten Jahr hatte ein Catering-Unternehmen 250 000 Euro bezahlt und rund 70 Stände aufgebaut. Die Messe zahle nun „mehr als doppelt so viel“, sagte Lenz, ohne genaue Zahlen zu nennen. Auch ein Messe-Sprecher wollte das finanzielle Engagement nicht beziffern. Er rechne aber mit „einem Gewinn“ aus der Veranstaltung.

Weitere Dienstleistungen der Messe für die Parade soll es im logistischen und organisatorischen Bereich geben – etwa was Straßensperrungen betrifft. Auch die Kostenkontrolle liegt künftig in den Händen von Messe-Profis. Als finanziellen Puffer für den laufenden Geschäftsbetrieb zahlt die Messe außerdem einen ungenannten Betrag als Darlehen an die Love-Parade-GmbH. Die Verwendung aller Mittel werde von einem Wirtschaftsprüfer kontrolliert, sagte Lenz. Gestaltung und Programm der Parade obliegen auch in Zukunft allein den Veranstaltern.

Wirtschaftsstaatssekretär Volkmar Strauch verteidigte den Einstieg der landeseigenen Messe bei der kommerziellen Massenveranstaltung mit dem „hohen Interesse“, das Berlin am Überleben der Parade habe: Sie sei wichtig für die Wirtschaft und das Image der Stadt. Strauch fände es sogar akzeptabel, wenn der Messe in diesem Jahr dabei ein Verlust entstünde. „Im nächsten Jahr müsste das aber wieder hereinkommen“, so Strauch. Lenz zufolge hat die Love Parade ihre Kosten nicht mehr gedeckt, seit sie vor zwei Jahren ihre Anerkennung als Demonstration verlor. „Wenn die Messe jetzt nicht eingestiegen wäre, hätten wir im Mai kein Geld mehr gehabt und den Laden dichtmachen müssen.“

Berlins Medienbeauftragter Bernd Schiphorst, auf dessen Initiative das Engagement der Messe beruht, bekräftigte, dass die Love Parade nur eine Zukunft habe, wenn sie sich wirtschaftlich selbst trägt.

Holger Wild

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