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Unterm Torbogen. Wowereit wirbt in Moskau für Berlin. Foto: dpa

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Berlin: Liebesgrüße gen Moskau Zur Feier der 20-jährigen Städtepartnerschaft

besucht Wowereit die russische Metropole

Liebe ist bekanntlich eine Himmelsmacht, selbst Politiker können sich ihr nicht entziehen: Übers ganze Gesicht strahlend, verfolgten Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und sein Moskauer Amtskollege und Gastgeber Sergej Sobjanin die Liebeserklärungen, die Moskauer und Berliner einander seit Mitte April per Internet machen konnten. Sie liefen als Leuchtschrift auf einer festlich angestrahlten Kopie des Brandenburger Tors. Sechs Meter breit, fünf Meter hoch stand sie am Montagabend auf dem Moskauer Strastnoi Boulevard in bester Zentrumslage – eine Ehre, die bisher keiner anderen Stadt widerfuhr.

Kurz zuvor hatten Wowereit und Sobjanin die Open-air-Fotoschau „Das Leben in den Straßen der Stadt“ eröffnet, mit Bildern aus der Berliner Geschichte von 1880 bis zur Wiedervereinigung 1990. Ein Jahr später wurde das Abkommen zur Städtepartnerschaft mit Moskau unterzeichnet. Dem 20-jährigen Jubiläum sind die jetzt stattfindenden Berliner Tage in Moskau gewidmet. An der Spree präsentiert sich die Zwölf-Millionen-Metropole an der Moskwa im November mit einer ähnlich aufwändigen Show.

Berlin, sagte Wowereit, habe zu keiner anderen Partnerstadt derartig intensive Beziehungen wie zu Moskau. Zwar ziehen die Milliardäre – davon gibt es in Moskau inzwischen ein gutes Hundert – London als Zweitwohnsitz vor. Doch der Satz schmeichelt dem Selbstwertgefühl der Moskowiter ungemein. Mit ihm wurde Wowereit daher von allen regionalen Blättern zitiert. Es war auch sein einziger O-Ton bei TV-Zentr, dem Haussender der Moskauer Stadtregierung, der mit Wowereits Besuch seine Abendnachrichten aufmachte, sich dabei aber vor allem auf das eigene Stadtoberhaupt, den Sibirier Sobjanin, konzentrierte. Erst im Herbst zum Oberbürgermeister ernannt, soll er die gravierenden Probleme der russischen Hauptstadt lösen – einige davon in enger Zusammenarbeit mit Berlin, vor allem auf den Gebieten erneuerbare Energien, Verkehrs- und Gesundheitswesen. Eine Win-win-Situation für beide Seiten, die dem sonst etwas steifen Sobjanin, der sich eher als effizienter Manager denn als Politiker sieht, ähnlich häufig ein Lächeln entlockte wie dem eher lockeren Wowereit.

Konkrete Kooperationsabkommen wurden am Dienstagabend unterzeichnet. Am Vormittag hatte Wowereit die von Berliner und Moskauer Firmen gemeinsam errichtete „Photovoltaik-Referenzanlage“ auf dem Dach des Museums für Raumfahrt besichtigt.

Präsident Dmitri Medwedew hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel versichert, Deutschland sei der Traumpartner bei Russlands Modernisierungspartnerschaft mit der EU. Die Hauptstadt soll dabei eine herausragende Rolle spielen. In Wowereits Tross waren daher Vertreter von 22 Berliner Unternehmen, die über neue Aufträge verhandelten und sich auf einer Wirtschaftskonferenz vorstellten.

Einige der Projekte sind jedoch Zukunftsmusik. Für getrenntes Sammeln von Müll sind die Moskowiter derzeit so wenig zu begeistern wie für sparsamen Umgang mit Wasser, Wasseruhren sind so rar wie Stöpsel für Spülbecken. Für Umweltschutz und pfleglichen Umgang mit dem architektonischen Nachlass engagieren sich Randgruppen, die von der Masse als Spinner verlacht werden. Es mangelt nach wie vor auch an Toleranz für Minderheiten: ethnische, konfessionelle und sexuelle. So hat die Stadtregierung die für Sonnabend geplante Schwulen- und Lesben-Parade erneut verboten. Kindern, so die Begründung, könne man Männer, die sich in aller Öffentlichkeit küssen, nicht zumuten. Wowereit wollte das Thema beim Empfang am Dienstagabend ansprechen. Elke Windisch

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