zum Hauptinhalt

Berlin: Lieder für den gefährdeten Tränenpalast Heute Konzert mit Sängern und Comedians

Ihre ersten Auftritte im Tränenpalast hat Barbara Thalheim in keiner guten Erinnerung. Seit 1977 durfte die Liedermacherin aus der DDR zu Konzerten in den Westen ausreisen.

Ihre ersten Auftritte im Tränenpalast hat Barbara Thalheim in keiner guten Erinnerung. Seit 1977 durfte die Liedermacherin aus der DDR zu Konzerten in den Westen ausreisen. Immer, wenn sie den damaligen Grenzübergang an der Friedrichstraße passierte, zeigte sie mit zitternden Händen ihren Pass vor. „Obwohl ich in einer privilegierten Position war, hatte ich fürchterliche Angst“, sagt sie.

Heute Abend ab 20 Uhr wird die in Leipzig geborene Künstlerin, die den „Frühling in der Schönhauser“ besang, an den Kulturort Tränenpalast zurückkehren. Der Anlass ist eher traurig. Denn die Existenz der Veranstaltungshalle ist gefährdet. Das Spreedreieck an der Friedrichstraße, auf dem das Gebäude steht, soll bebaut werden. Zwar haben die Koalitionsfraktionen die Auflage beschlossen, dass der Spielbetrieb des Tränenpalastes gesichert bleiben muss. Dennoch fürchten die Betreiber um die Existenz.

Gemeinsam mit neun weiteren Musikern, Schauspielern und Comedians wird Barbara Thalheim deshalb heute zugunsten des bedrohten Tränenpalasts auf der Bühne stehen. Unter anderen werden Musiker Dirk Zöllner und Jazz- und Soulsängerin Siggy Davis auftreten. „Gerade, da heute vieles schief läuft mit der deutschen Einheit, darf dieser Ort nicht auch noch verschwinden“, sagt Thalheim. Dass aus dem ehemaligen Grenzübergang ein Ort der Kultur wurde, sei „eine Form von Einheit, die man sich nicht wieder nehmen lassen darf“. Der Tränenpalast sei heute ein Grenzübergang im positiven Sinne. „Es ist einer der wenigen Orte, an die Ost- und Westberliner gleichermaßen kommen.“

Gerade, weil Thalheim damals auch Schikanen an der Friedrichstraße erlebte, kämpft sie heute für den Erhalt des Ortes. „Einmal wollte ich eine in WestBerlin lebende Freundin besuchen und brachte ihr eine Tüte mit 50 Ost-Schrippen mit“, berichtet Barbara Thalheim. Ein Gepäckstück, das die Grenzer in Aufregung versetzte. Die Sängerin musste warten, während die Zöllner die Backwaren durchleuchteten. Nach einer Stunde bekam sie die Brötchen zurück. Jedes hatte ein Loch.

Steffen Hudemann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false