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Lilienthal-Quartier: Tempelhofer Flughafenviertel wird kleiner

Lauben statt Wohnungen: Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung macht einen Rückzieher und will aus dem sogenannten Lilienthal-Quartier am Columbiadamm nördlich des ehemaligen Flughafens Tempelhof kein Wohngebiet machen.

Die besorgten Kleingärtner sind erleichtert, ihre Lauben dürften demnach bleiben. Die Gartenparzellen ums Regenwasserrückhaltebecken tauchten im vergangenen Jahr plötzlich als „Wohnbauflächen mit dichter Bebauung“ in den Plänen zur Änderung des Flächennutzungsplans auf. Gleiches galt für den Streifen südlich vom Garnisonsfriedhof, der nun doch kein Bauland werden soll.

Die Entscheidung gab Joachim Sichter von der Stadtentwicklungsverwaltung am Dienstagabend bei einer Podiumsdiskussion im Kreuzberger Nachbarschaftshaus Urbanstraße erstmals offiziell bekannt. „Die Senatsverwaltung beschränkt sich auf Flächen südlich des Columbiadamms.“ Zwischen Flughafenhauptgebäude und Friedhof soll ein Gesundheitsquartier mit Wohnbereich entstehen. Sichter betonte, dass derartige Flächen in einer wachsenden Stadt „großes Potenzial“ darstellten und eine Nutzung weiterverfolgt werden müsse. Der Streit um die Bebauung des Parks geht aber weiter, Vertreter der Anrainer-Bezirke lehnen auch das verkleinerte Columbiaquartier ab.

Dabei könnten auf dem gesamten ehemaligen Flugfeld langfristig 15 000 bis 17 000 Arbeitsplätze entstehen, glaubt man bei der sich noch in der Gründung befindlichen Tempelhof Projekt GmbH, die zur Adlershof Projekt GmbH gehört. Die entwickelt seit dem vergangenen Jahr Nutzungsideen, die Planer Walter Leibl präsentierte. Im Hauptgebäude sollen Messen stattfinden und das Alliiertenmuseum Platz finden. Neue Wohnungen entlang der Oderstraße im Osten sollen „sozialintegrative Ansätze“ haben, aber nicht vor 2020 gebaut werden, im Westen soll sich die Landes- und Zentralbibliothek ansiedeln.

Kreuzberg-Friedrichhains Bezirksstadtrat Jan Stöß (SPD) sagte, die gesamte Berliner SPD hätte sich gegen ein Columbiaquartier ausgesprochen. Er forderte stattdessen neue Sportplätze. Mit der Erweiterung der Sportstätte an der Züllichauer Straße könnte langfristig eine Bebauung des Lilienthal-Quartiers verhindert werden. Sichter von der Senatsverwaltung stellte in Aussicht, das Regenbecken auf das Flugfeld zu verlegen und an die jetzige Stelle einen Sportplatz zu bauen. Franz Schulz (Grüne), Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, gab zu bedenken, dass der Kampf gegen das Columbiaquartier trotz des verkündeten Teilrückzugs nicht zu Ende sei. Die Schneise, die Tempelhofer Feld, Kleingärten und Hasenheide bildeten, sei wichtig für das Stadtklima. Auch der Bezirk Tempelhof-Schöneberg lehne das Columbiaquartier aus klimatischen Gründen und wegen der fehlenden Infrastruktur ab, sagte Stadtrat Bernd Krömer (CDU). Er regte stattdessen an, über neue Wohnbauten südlich des Columbiadamms nachzudenken. Für Gewerbeflächen gebe es in der Stadt ausreichend ungenutzte Industriegebiete. Alle Bezirksvertreter sprachen sich für eine Gedenkstätte für das ehemalige Konzentrationslager Columbia aus.

Bevor sich im Tempelhofer Park irgendetwas tun kann, muss der Flächennutzungsplan geändert werden. Auch da ist mit Widerstand zu rechnen: „SPD und Linke im Abgeordnetenhaus wollen keine Änderung“, sagte Bezirksstadtrat Stöß. Das anwesende Publikum fürchtet vor allem die Verdrängung der angestammten Anwohner. Zahlreiche Zuhörer gaben per Handzeichen zu verstehen, lieber den Flugbetrieb zurück als neue Wohnungen bekommen zu wollen.

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