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Die Linie 50 fährt auf der einzigen Straßenbahnstrecke in Westberlin.

© dpa

Linie 50: Berlins gefährlichste Straßenbahn

An der Strecke der Linie 50 in Wedding, an der am Montag ein zweijähriger Junge getötet wurde, häufen sich Unfälle. In den vergangenen 15 Jahren starben hier mindestens 13 Menschen.

Der erschütternde Unfall auf der Osloer Straße am Montagabend in Wedding, bei der ein zweijähriger Junge von einer Straßenbahn der Linie 50 erfasst und getötet wurde, steht in einer Reihe tödlicher Unfälle auf der einzigen Tram-Strecke im Westen Berlins. Seit ihrer Eröffnung im Jahr 1995 kam es dort häufiger zu Unfällen als auf jeder anderen Strecke. In den vergangenen 15 Jahren wurden hier mindestens 13 Menschen getötet und 18 weitere schwer verletzt. Genaue Zahlen sind schwer zu ermitteln, denn nach einer bizarren Definition gilt ein Unfall an einer Kreuzung von Straße und Tram als Verkehrsunfall, nicht jedoch einer an einem Fußgängerüberweg auf dem sich auch der Junge bewegte.

Bei dem gestrigen Unfall kam ein zwei Jahre alter Junge ums Leben, sein sechsjähriger Bruder wurde schwer verletzt ins Krankenhaus Friedrichshain gebracht. Die 30-jährige Mutter verlor bei dem Unfall ein Bein. Sie wird im Virchow-Klinikum versorgt. Beide schweben weiter in Lebensgefahr. Die Frau und ihre zwei Kinder wurden von einer Straßenbahn der Linie 50 erfasst, als sie die Gleise auf der Osloer Straße an einem ausgebauten Überweg nahe der Wriezener Straße überqueren wollten. Eigentlich hätte die Mutter durch die Anordnung der Gitter (so genannte Z-Gitter) in Richtung der herannahenden Straßenbahn blicken und sie so sehen müssen. Nach Polizeiangaben war die Straßenbahn nicht zu schnell, sie fuhr wegen des Wetters sogar etwas langsamer als erlaubt. Warum gerade die Strecke auf der Osloer Straße und der Seestraße so gefährlich ist, kann sich auch BVG-Sprecher Klaus Wazlak nicht erklären. Die meisten Unfälle der vergangenen Jahre gehen jedoch auf die Fahrlässigkeit der Passanten zurück, weil sie auf die Gleise liefen, bei Rot über die Ampel gingen oder betrunken waren. Als Konsequenz aus diesen Unfällen habe man bereits an vielen Stellen die Z-Gitter installiert. Außerdem läuft seit Anfang des Jahres auch die BVG-Kampagne „Achte auf deine Linie“, welche die Passanten zu mehr Achtsamkeit im Verkehr aufruft. „Die Technische Aufsichtsbehörde hat im Jahr 2008 außerdem zurückliegende Verkehrsunfälle bei der BVG untersucht und dabei festgestellt, dass in keinem Fall der Fahrer schuld war“, so Wazlak. „Unsere Bahnen haben bereits eine auffällige Farbe und fahren auch bei Tag mit Licht.“

Auch der Vorsitzende des Berliner Fahrgastverbands, Christfried Tschepe, hält die Sicherheitsmaßnahmen bei der Straßenbahn für ausreichend. Auch auf der Linie 50 sieht er keine besondere Gefahr. „Es gab ja schon Nachbesserungen, aber jedes System stößt an seine technischen Grenzen“, so Tschepe. „Man kann ja auch nicht überall Ampeln hinbauen oder die Strecken einzäunen, das wird zu teuer.“ Vorschläge aus den vergangenen Jahren, die Straßenbahnen lauter oder ihre Scheinwerfer heller zu machen, um die Aufmerksamkeit der Passanten zu erhöhen, hält Tschepe für nicht umsetzbar. „Dann beschweren sich Autofahrer, dass sie geblendet werden oder Anwohner, dass die Tram zu laut ist“, sagt er. „Es gibt letztlich auch die Verantwortung des Fußgängers.“

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