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Wem gehört die Stadt? Im Wahlkampf setzt die Linke eher auf Fragen als auf Antworten.

© dpa

Linke eröffnet Wahlquartier in Berlin: Wem gehört die Stadt?

Statt fader Parolen können in einem Wahlkampf neuen Typs ernste Fragen nur nützen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Hannes Heine

Zunächst das Alte, der Allgemeinplatz: Fragen zu stellen – von Ausnahmen abgesehen – ist nicht falsch. Nun zum Aktuellen: Kann es sein, dass im Wahlkampf, wenn sich die Parteien als Verbesserer, Problemlöser, Antwortgeber anbieten müssen, Fragen zu stellen doch falsch ist? Nicht umsonst werden vor Wahlen klare Botschaften platziert: Mehr von dieser Sache! Weniger davon! Und jenes für alle! Damit sind die Parteien, fast egal welche, im historischen Schnitt oft gut gefahren.
Nun hört ausgerechnet die Linke in der Hauptstadt mit dem Fordern auf – und fängt öffentlich, noch dazu in unsicheren Zeiten, mit dem Fragen an: Wem gehört die Stadt? So lautet der Linken-Slogan für die kommenden Monate. Der erste Gedanke: Tja, diesen und jenen gehört die Stadt, so what? Je länger der Slogan aber in den Köpfen arbeitet, desto eher könnten einige – auch außerhalb der bekannten Problemkieze – denken: Hmm, die Stadt gehört eben nicht allen, und selbst wenn das so bliebe, sollte sie anders regiert werden. Der Wahlkampf dauert Monate – die Frage könnte tatsächlich Antworten provozieren.

Was bleibt für die anderen

Das ist ein Risiko, denn nicht mal alle Stimmberechtigten wollen wählen, geschweige denn über Fragen nachdenken. Die Linke weiß das. Und womöglich tut sie gut daran, dieses Risiko einzugehen. Die Partei ist nicht die Partei neuen Typs, die sich ihre Urahnen einst gewünscht haben. Aber vielleicht hat sie einen Wahlkampf neuen Typs eröffnet – und in fünf, zehn Jahren fragen die Kandidaten das Volk vor der Wahl, statt es mit Antworten zu bombardieren. Wo wir gerade beim Fragen sind – was bleibt eigentlich für die anderen Parteien übrig? SPD: „Habt ihr schon genug?“ CDU vielleicht: „Wollt ihr noch mehr?“ Und die Grünen: „Wie wär’s mit uns?“

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