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Linkspartei: Der Stasi ganz nah

In Lichtenberg gibt es wieder einmal Ärger wegen der Nähe der Linkspartei zu ehemaligen Stasi-Generälen. "Es ist unerträglich, dass abermals Legendenbildung betrieben werden soll", empört sich SPD-Kreisvorstand Gerrit Deutschmann. Anlass für die Aufregung ist ein für geplanter Vortrag von Werner Großmann bei der Lichtenberger Linken.

Der heute 79 Jahre alte Werner Großmann war vor der Wende Stellvertreter Erich Mielkes und leitete im DDR-Ministerium für Staatssicherheit den Auslandsgeheimdienst. Seine Rolle in der für Spionage zuständigen Hauptverwaltung A bemäntelt er heute als die eines "Kundschafters des Friedens“. "Ich erwarte viele kritische Fragen an Großmann“, so Gesine Lötzsch, Linke-Kreisvorsitzende und Bundestagsdirektkandidatin. Die öffentliche Aufregung habe sie erwartet. Sie wünsche sich aber mehr Sachlichkeit. Es sei unlogisch, von der Linken eine Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte zu fordern, ihr aber zugleich Diskussionen verbieten zu wollen, verteidigt sich die Gastgeberin.

Hubertus Knabe, Leiter der Gedenkstätte für Stasi-Opfer in Hohenschönhausen, zweifelt stark am aufklärerischen Wert von Diskussionen mit den Mielke-Stellvertretern. "Mich befremdet das sehr“, kommentiert Knabe die geplante Veranstaltung. "Aber es ist ja nicht das erste Mal, dass die Lichtenberger Linken auf Tuchfühlung mit ehemaligen Stasi-Obristen gehen.“

"Notorischer Geschichtsrevisionist"

Vor einem Jahr schlugen die Wellen in Lichtenberg ebenfalls hoch. Großmann sollte auf einem mit Bezirksgeldern geförderten Stadtteilfest aus seinem Erinnrungsbuch "Bonn im Blick“ lesen. Letztlich wurde die Lesung abgesagt. Bezirksbürgermeisterin Christina Emmrich (Linke) stand massiv in der Kritik, weil sie sich nicht öffentlich distanzierte.

Dass Auftritte Großmanns der Geschichtsaufarbeitung dienen, denkt Historiker Knabe nicht. Großmann sei als "notorischer Geschichtsrevisionist“ bekannt. Für "sehr weit hergeholt“ hält auch der CDU-Kreisvorsitzende Gregor Hoffmann die Rechtfertigung von Lötzsch. "Für eine echte Auseinandersetzung hätte man ein Streitgespräch mit Großmann organisieren müssen“, so Hoffmann.

Linke-Landeschef Klaus Lederer hat zwar nichts dagegen, dass seine Genossen den Dialog mit ehemaligem Führungspersonal der DDR suchen. Die Wahl Großmanns als Redner hält er jedoch für unpassend. In dem geplanten Vortrag soll es um die Gründung der deutschen Geheimdienste nach dem Zweiten Weltkrieg gehen. "Weil er da kein Zeitzeuge ist, dient das nicht der Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte“, sagt Lederer. Er rät der Lichtenberger Basis, "auch einmal Sozialisten einzuladen, die von der Stasi drangsaliert wurden“. (wek)

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