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Herr der Halme. Alain Cairncross, Platzwart - pardon! - "Greenkeeper" im Olympiastadion Berlin.

© Tsp

Live im Olympiastadion Berlin: Hertha spielt - spielt auch ein Musikstar?

Mäht das Grün, die Hertha spielt! Der Platzwart hat gut zu tun vor dem ersten Rückrundenspiel gegen Nürnberg in Berlin. Und ganz einfach ist auch der Job des Stadionchefs nicht.

Tucker, tucker, tucker. Monoton knattern die Maschinen durchs Olympiastadion. Schneeräumgerät, Rasenmäher, „wir sind im Stress, sorry, null Zeit“, ruft Alain Cairncross ins Handy, „das Tauwetter!“

Alain Carncross ist 57 Jahre alt und im Olympiastadion ein gefragter Mann in diesen Stunden, wobei: das war er schon immer. Cairncross, ein Schotte mit breitem Akzent, kam 1986 als britischer Soldat nach West-Berlin und blieb als Platzwart. Und weil am Sonntag, 15.30 Uhr, die Fußballer von Hertha BSC ihr erstes Rückrundenspiel im Olympiastadion bestreiten gegen Nürnberg, haben Cairncross und Kollegen ordentlich zu tun da unten auf dem Rasen.

35 Millimeter sollen die Grashalme lang sein, weil sonst der Ball zu langsam darüber rollt, da mit der Länge der Halme auch der Widerstand wächst. Und dieser Winter war bislang ja eh für Überraschungen gut: Erst war’s so mild, dass das Gras weiter wachsen konnte (was auch so manchen Gartenbesitzer vor die Frage stellte, ob er im Dezember nicht doch noch mal seinen Rasenmäher aus dem Geräteschuppen kramen sollte). Dann wurde es doch bitterkalt, und nun ist es plötzlich sehr warm – naja, drei Grad. Immerhin.

„Cairncross holt den Rasen gerade aus dem kurzen Winterschlaf“, erzählt Joachim Thomas einige Etagen höher. Thomas, 59, ist hier der Chef, der Manager des Olympiastadions. Die Rasenheizung werde in der Technikzentrale leicht hochgefahren, „aber nur so viel, dass der Rasen nicht gestresst wird“ – nicht dass er denkt, plötzlich sei der warme Sommer ausgebrochen und er müsse jetzt wachsen. Die Stadiontribünen sind schon schneefrei. „Und in den Vip-Etagen haben wir in der Winterpause das ganze Parkett gereinigt und gewachst“, erzählt Manager Thomas.

Im Olympiastadion kommen da schon ein paar Quadratmeter Parkett zusammen: auf den Vip-Tribünen finden bis zu 4500 Menschen Platz. Hier in Westend läuft das Geschäft auch im Winter, so ein Stadion wird ja nicht einfach abgeschlossen. Neben den Tüv-Prüfern kommen Tagestouristen zur Besichtigung und Geschäftsmänner. Sie buchen Logen für Kongresse, für ihre Weihnachtsfeiern. Ein Konzern hat das Stadion reserviert für ein internes Firmenfußballspiel. Und manchmal fragt auch ein Konzertveranstalter nach.

Mario Barth spielt im Juni im Olympiastadion

Nun ist das Olympiastadion schwer zu bespielen. Man muss schon ein ziemliche Nummer im Musikgeschäft sein, um mehr als 50000 Fans anzulocken. Darunter macht es in diesem Stadion wenig Sinn. Außerdem lautet eine alte Weisheit unter Konzertveranstaltern: Keine Welttournee im Jahr einer Fußball-WM! Da geben Europäer ihre Zeit und ihr Geld im Sommer nicht für Konzerte aus. Einer hat das Stadion trotzdem zwei Tage reserviert: Mario Barth. Der will im Juni vor 100000 Menschen herumalbern, aber Barth hat ja auch lokalpatriotische Gründe: Er ist Berliner (Mariendorf), Vereinsmitglied bei Hertha BSC (seit November). Und seine Auftritte finden akkurat geplant vier Tage vor WM-Beginn statt. Gerüchte gibt es allerdings genug, wer trotzdem so alles 2014 auf Welttournee gehen soll. Justin Timberlake und Robbie Williams bleiben aber lieber in kleineren Hallen; angeblich sind U2 unterwegs, die Rolling Stones, auch Metallica. Und Udo Lindenberg. Der spielt im Juni an zwei Tagen vor 40000 Fans im Leipziger Fußballstadion. Auch in Berlin? Nein, Namen kommentiert der Stadionmanager gar nicht. „Eine Anfrage eines Rockmusikers liegt uns aber vor.“

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