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LKA-Chef-Ermittler Bernd Finger: Rente für Rockerjäger

Der Chef-Ermittler des LKA für die Verfolgung Organisierter Kriminalität, Bernd Finger, soll im Herbst in den Ruhestand gehen – gegen seinen Willen. Manche halten ihn für unverzichtbar. Andere wiederum ganz und gar nicht - und das liegt an seinem Verhältnis zur Polizeiführung.

In Justizkreisen und unter Polizisten wird dieser Tage heftig über eine Personalentscheidung diskutiert. Bernd Finger, Chef der für die Verfolgung Organisierter Kriminalität zuständigen Abteilung 4 beim Landeskriminalamt (LKA), wird wohl in Rente gehen. Der 63-jährige Leiter des LKA 4 soll im Herbst in den Ruhestand gehen – offenbar gegen seinen Willen.

Wie von Ermittlern zu hören war, hatte Finger einen Antrag gestellt, seinen Ruhestand hinauszuschieben und weiter für die Behörde zu arbeiten. Doch der Antrag wurde abgelehnt. Nun wird intern diskutiert, ob es sinnvoll sei, einen mit 43 Dienstjahren erfahrenen Beamten auf dem Höhepunkt der Verfolgung von Rockern in Pension zu schicken.

„Wir nehmen zu Einzelpersonen keine Stellung“, sagte Polizeisprecher Stefan Redlich. Doch er erklärte, wie die Regelungen im Allgemeinen sind: In diesem Jahr habe die Behörde eine 100-prozentige Auslastung aller 16 410 Vollzugsstellen erreicht. „Wir können nur so viele Beamte bezahlen, wie wir genehmigte Stellen haben“, sagte Redlich. „Jede Verlängerung geht zulasten von jungen Menschen, die nachrücken, für die dann aber keine Stelle frei ist.“ Aus diesem Grund sei im vorigen September beschlossen worden, solche Verlängerungsanträge nur in absoluten Ausnahmefällen zu bewilligen, und zwar dann, wenn der Beamte „unverzichtbare Spezialkenntnisse“ habe und hinzukommt, dass das Hinausschieben des Ruhestands mit der Stellensituation geklärt ist. Dass Finger über enorme Erfahrung verfügt, darüber ist man sich in der Behörde einig, „doch unverzichtbar ist er nicht“, sagte ein Ermittler. „Es gibt nachrückende Beamte, die ebenso qualifiziert sind.“ Einige halten Finger für „übermäßig selbstbewusst“, was womöglich auch zu Streit mit der Polizeiführung unter Vize-Polizeipräsidentin Margarete Koppers geführt haben könnte.

Bildergalerie: Rockerkriminalität in Deutschland

Klaus Eisenreich von der Gewerkschaft der Polizei erklärte, die Pensionierung von Finger sei mindestens überdenkenswert. Auch der Innenexperte der Grünen im Abgeordnetenhaus, Benedikt Lux, forderte den Senat auf, die „unverzichtbare Erfahrung von Finger zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität weiter einzubeziehen.“

Vor drei Jahren war von der Innenverwaltung die Altersgrenze für Polizisten neu geregelt worden: Während zuvor alle Vollzugsbeamten mit 60 in den Ruhestand gingen, ist das Ganze nun je nach Laufbahn gestaffelt: Ein Polizist im mittleren Dienst, der Streifenwagen fährt, geht mit 61 Jahren in Pension. Für den gehobenen Dienst, dazu gehören auch alle Kriminalpolizisten, ist mit 62 Jahren Schluss. Für Führungskräfte im höheren Dienst gelten 63 Jahre.

Eine „Beratertätigkeit“ für die Behörde gebe es nur in Ausnahmefällen. „Das mag im Fernsehkrimi so sein, aber der Staffelstab muss auch weitergegeben werden“, sagte Redlich. Die Ermittler unter Fingers Ägide hatten in den vergangenen Monaten vor allem mit bekannten Rockern der Hells Angels und Bandidos zu tun. Das LKA 4 verfolgt Bandendelikte genauso wie Vergehen im Rotlichtmilieu, in dem zahlreiche Rocker arbeiten.

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