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Das kostet was. Nach dem Vorbild der Autobahnen wurde auch auf einigen Bundesstraßen die Maut eingeführt.

© dpa

Berlin: Lkw-Maut auf Bundesstraßen: Verkehrschaos bleibt aus

Seit einem halben Jahr erhebt auch Brandenburg die neuen Gebühren. Verkehrszählungen zeigen jetzt, dass Städte dadurch nicht mehr belastet werden.

Von Matthias Matern

Potsdam - Das von vielen brandenburgische Kommunen befürchtete Verkehrschaos durch die deutschlandweite Einführung der Lkw-Maut auf Bundesstraßen ist ausgeblieben. Verkehrszählungen in einigen Städten und Gemeinden in der Nähe von gebührenpflichtigen Bundesstraßen haben keine Zunahme des Lkw-Verkehrs auf potenziellen Ausweichrouten ergeben.

Die Lkw-Maut wird in Brandenburg seit Anfang August 2012 auf vier Abschnitten mehrerer Bundesstraßen erhoben. Betroffen sind insgesamt rund 60 Kilometer auf der B5 sowie der B101 und zwei Abschnitte auf der B96. „Zum Glück haben sich unsere Befürchtungen bisher nicht bestätigt“, sagt Frank Oltersdorf, Baudezernent von Oranienburg (Oberhavel). „Auch aus den umliegenden Gemeinden haben wir keine Klagen gehört.“

Wie berichtet hatte unter anderem der Landrat des Kreises Oberhavel, Karl-Heinz Schröter (SPD), vor Dauerstaus sowie erheblicher Lärm- und Abgasbelästigung der Anwohner in Oranienburg gewarnt. Statt auf der nunmehr gebührenpflichtigen Umfahrung der Stadt, der neu ausgebauten B96, würden die Lkw-Fahrer künftig vermutlich auf der alten B96 mitten durch die Stadt fahren, hatte Schröter prophezeit. Dass dem nicht so ist, hat die Stadt Oranienburg nun sogar schwarz auf weiß. „Eine Lkw-Zählung nach Einführung der Maut hat gezeigt, dass sich die Zahlen nicht erhöht haben“, berichtet Baudezernent Oltersdorf, Allerdings hätten zum Zeitpunkt der Zählung im September noch einige Baumaßnahmen im Stadtgebiet die Verkehrsführung beeinträchtigt. Möglicherweise müsste man nach Abschluss der Arbeiten noch mal zählen, glaubt er. Einen Termin gebe es aber noch nicht. Kritik an der Maut auf Bundesstraßen hatte es auch seitens der regionalen Logistikbranche gegeben. Sie begründeten dies damit, dass die ausgewählten Mautstrecken fast alle an wichtigen Güterverkehrszentren vorbeiführen. Von Abzocke war die Rede.

Bundesweit ist auf insgesamt 1100 Kilometern Fernstraße eine Maut für Lkw fällig. Die Gebühren sind mit einem Durchschnittspreis von 17 Cent pro Kilometer genauso hoch wie auf Autobahnen. Kassiert wird wie schon auf den Autobahnen von Toll Collect. Für die Kontrollen aber ist das Bundesamt für Güterverkehr zuständig. Statt Mautbrücken werden dafür speziell ausgerüstete Kleintransporter eingesetzt. Per Funk können diese stichprobenartig im Vorbeifahren überprüfen, ob gezahlt wurde oder nicht. Angaben zur Zahl der Verstöße seit Anfang August konnte das Bundesverkehrsministerium auf Anfrage nicht machen.

Auch im brandenburgischen Verkehrsministerium war man zuerst skeptisch. Doch ein halbes Jahr nach Einführung der Fernstraßenmaut gibt es auch dort keinen Grund zur Klage: „Wir haben keine Hinweise auf Kritik aus den Kommunen. Auch Berichte über einen sogenannten Mautausweichverkehr sind uns nicht bekannt", bestätigt Ministeriumssprecher Lothar Wiegand.

In Ludwigsfelde (Teltow-Fläming) hat man aus Angst vor Mautprellern die Lkw vor und nach der Einführung zählen lassen, und zwar gleich an vier verschiedenen Stellen. „Aus den Daten ist erkennbar, dass die Einführung der Maut auf der B101 bislang keine Auswirkungen auf die Verkehrslage hat", sagt die Ludwigsfelder Stadtsprecherin Marina Ujlaki. Möglicherweise ist es sogar noch besser: An der Zählstelle Genshagen an der alten B101 waren es nach der Einführung der Maut sogar weniger Lkw als vorher.

Heiko Müller (SPD), Bürgermeister von Falkensee (Havelland), kann zwar ebenfalls nicht von einer deutlichen Zunahme des Lkw-Verkehrs berichten, bleibt aber misstrauisch. Das mautpflichtige Stück der B5 führt südlich an der Stadt vorbei und verbindet das Güterverkehrszentrum Wustermark mit Berlin.

Gezählt habe man dort nach der Einführung der Maut zwar noch nicht, sagt Müller, die befürchtete Verdopplung der Anzahl der Laster blieb aber aus. „Allerdings berichten Gewerbetreibende, dass auf der Verbindung zwischen Brieselang und Berlin-Spandau, also der Nauener und Falkenhagener Straße sowie der Falkenseer Chaussee, jetzt mehr Lkw fahren, die zum Güterverkehrszentrum gehören", sagt Müller. Umwege fahre wohl keiner wegen der Maut. Doch wo es genauso schnell und dazu noch kostenlos gehe, würden die entsprechenden Alternativen auch genutzt.

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