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Wird Ronny gleich wieder zuhacken? Er hat es auf Fensterscheiben und Autos abgesehen.

© Seidel/dpa

Löwenberger Land in Brandenburg: Problemstorch Ronny nervt ein ganzes Dorf

Weder Fensterscheiben noch Autodächer sind vor ihm sicher. Ein aggressiver Storch tyrannisiert eine Gemeinde in Brandenburg.

Noch verlautet nichts aus der Gemeinde Löwenberger Land im brandenburgischen Kreis Oberhavel, dass in den dortigen Kindergärten das Lied vom Klapperstorch auf den Index gesetzt worden sei. Verständlich wäre es, erscheint doch der Text allzu niedlich, wird der Realität gerade im Ortsteil Glambeck nicht länger gerecht: „Auf unsrer Wiese gehet was, / watet durch die Sümpfe, / es hat ein schwarzweiß Röcklein an, / trägt auch rote Strümpfe, / fängt die Frösche schnapp, schnapp, schnapp ...“

Ja, wenn Ronny es dabei beließe! Ronny, der Problemstorch, der Aggro-Adebar. Anfang Mai ist er in Glambeck angekommen, sicher mit viel Wohlwollen bei den Einheimischen begrüßt, das er aber schnell verspielte. Seither hackt er auf sein Spiegelbild in Fenster- und Autoscheiben ein, attackiert mit seinem stabilen Schnabel dunkel glänzende Wagendächer, ruiniert Glas und Lack – und nebenbei die Nerven der Dörfler.

Manch einer dürfte jetzt vor sich hin fluchen: „Da brat’ mir doch einer ’nen Storch.“ Längst haben sie kapituliert und sich eingeigelt. „Die Autos stehen eben nicht mehr draußen“, sagt Ortsvorsteherin Hilde Peltzer-Blase. Ronny erwies sich aber auch gegenüber Artgenossen als wahrer Rabauke. Im Juni gelang es ihm, das Männchen des bereits im Dorf brütenden Storchenpärchens zu vertreiben und seine Stelle einzunehmen. Aber sehr gut hat er die so eroberte Vaterrolle nicht ausgefüllt. Die Mutter musste ihr Junges größtenteils allein aufziehen, berichtet die Ortsvorsteherin.

Drei Storchennester in Berlin

So ärgerlich für die 127 Glambecker Ronnys Schnabelattacken, die offenbar seinem als Konkurrenten missdeuteten Spiegelbild gelten, auch sein mögen – etwas Besonderes sind sie nicht. Schon wiederholt sind rabiate Weißstörche mit Angriffen auf Fensterscheiben und Autos unangenehm aufgefallen, so beispielsweise 2014 im hessischen Ried oder 2013 in Bergholz bei Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern. Von Berlins Störchen ist Ähnliches nicht bekannt, berichtet Sabine Engert, im Verein Berlin-Malchow für die Umweltbildung zuständig. Viele gibt es ohnehin nicht: zwei Nester in Malchow, eines in Falkenberg. In Letzterem gab es in diesem Sommer sogar Nachwuchs, anders als in Malchow. Nicht mal Eier wurden dort gelegt. Die gab es immerhin im vergangenen Sommer, aber Storchenküken schlüpften damals nicht.

Spätestens Ende August sollte der Spuk von Glambeck aber ein Ende haben. Dann fliegen die Störche wieder gen Süden, auch Ronny. Aber vielleicht bedeutet das für die geplagten Dorfbewohner ja nur eine mehrmonatige Atempause, wie die Ortsvorsteherin sich sorgt. „Alle hoffen, dass er sich nicht so wohlfühlt, dass er nächstes Jahr wiederkommt.“

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