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Log In: Deutlich trifft dünnhäutig

Die Berliner Spitzenkandidaten waren gestern zu Gast beim ZDF. Wie Tagesspiegelleser und Spitzenkandidaten die Anwesenden befragt haben.

Es war vielleicht der ultimative Härtetest für die Spitzenkandidaten der fünf im Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien: Jeweils 45 Minuten mussten sich Harald Wolf (Linke), Klaus Wowereit (SPD), Christoph Meyer (FDP), Renate Künast (Grüne) und Frank Henkel (CDU) in der ZDF-Sendung „Log In“ am Donnerstagabend den Fragen der potenziellen Wähler stellen. Im Vorfeld waren auch die Leser des Tagesspiegels, der dem ZDF für die Sendung als Partner zur Seite stand, und die Nutzer von Tagesspiegel.de aufgerufen worden, Fragen für die Kandidaten einzusenden.

Einige Fragen schafften es bis in die Sendung, zum Beispiel die von „Führerscheinnichtnutzer“: „Können Sie verstehen, dass Eltern von Haupt- und Realschülern sich von diesem Plakat gekränkt fühlen?" Diese Frage stellte er Christoph Meyer, Spitzenkandidat der FDP, die auf ihren Wahlplakaten die Frage „Einheitsschule – ja oder nein?“ mit der nach der „Einheitsliga“ im Fußball parallelisierte. Meyer wand sich sichtlich: Es gehe um Vielfalt, man richte sich gegen die „Verdummung“ der Einheitsschule, die eine Gleichsetzung auf niedrigem Niveau bedeute.

Der Wahlkampf und seine überspitzten Slogans waren in der vierstündigen Sendung jedoch nur am Rande Thema. In ihr wollten die Moderatoren Dunja Hayali und Wolf-Christian Ulrich, denen Tagesspiegel-Redakteur Ulrich Zawatka-Gerlach als „Faktenchecker“ zur Seite stand, nur als Mittler zwischen Bürgern und Politikern fungieren. Vor allem ging es um Mieten, Investoren, Flugrouten, um öffentliche Ordnung und brennende Autos. Immer wieder reagieren die Kandidaten dünnhäutig auf deutliche Fragen und provokante Einspielfilme: „Das ist ja wohl ’ne schreckliche Stadt, warum wohnen Sie überhaupt noch hier?“, blaffte Klaus Wowereit gleich zu Beginn seines Auftritts die Moderatorin an und erntete damit ein „Unverschämt!“ aus der Community von Tagesspiegel.de. Harald Wolf vermochte nicht wirklich zu erklären, warum die Linke jetzt fordert, was sie über zehn Jahre nicht umgesetzt hat. Tagesspiegel.de-Nutzer „neuinfriedrichshain“ brachte Renate Künast in arge Bedrängnis, als er sie in klaren Worten fragte, wie ernst eine Kandidatur zu nehmen sei, die nur im Erfolgsfall gelte: „Ich glaube, dass man die Dinge mal anpacken muss, deswegen geht es genau darum“, lautete Künasts rätselhafte Antwort. Und Frank Henkel ging der Zuschauerfrage nach einer Bürgerwehr gegen brennende Autos lieber aus dem Weg.

Auch über das Für und Wider einer solchen Sendung wurde im Netz diskutiert. Einen Vorwurf jedoch las man nach dieser besonderen Talkshow nicht: dass den Politikern die falschen Fragen gestellt wurden.

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