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Streik

© Günter Peters

Lohnforderungen: Leiharbeiter sprangen für Streikende ein

Wieder legten die Verkäufer in den Supermärkten die Arbeit nieder. Real setzte als Gegenmaßnahme Aushilfen ein. Die Gewerkschaft Verdi wertet den dritten Streiktag als erfolgreich, der Handelsverband weist dies zurück.

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Es geht langsamer voran als sonst an den Kassen von Real am Borsigturm. Die Leiharbeiter müssen noch eingearbeitet werden. Einige sitzen an diesem Freitag zum ersten Mal an einer Supermarktkasse, um diejenigen zu ersetzen, die ausgezogen sind zum Arbeitskampf. „Bin aufgeregt“, sagt der 19-jährige Kasim*. Ein Freund hat ihm den Job vermittelt. Vorher hat Kasim in einer Bar gearbeitet, davor als „Reinigungskraft“. Neben ihm sitzt Marion*, gelernte Erzieherin. Ihr ist es unangenehm, als Streikbrecherin zu fungieren.

Die Kunden bekommen davon nichts mit. Die Marktleitung hat zwar ein Infoschild zum Streik am Eingang aufgestellt, aber so, dass es leicht übersehen wird. Von Leiharbeitern und Dumpinglöhnen ist dort nichts zu lesen.

„Wir setzen keine ungelernten Kräfte ein, wenn wir Zeitarbeitnehmer anfordern. Das sind unsere Maßstäbe“, sagt ein Sprecher der Real-SB-Warenhausgruppe. Dass die Leiharbeiter der Firma AS Personaldienstleistungen GmbH einen Stundenlohn von 5,77 Euro erhalten und damit unter dem Mindestlohntarif liegen, könne er nicht beurteilen.

Verdi-Fachbereichsleiterin Erika Ritter wertete den dritten Streiktag als „sehr großen Erfolg“. Rund 1500 Beschäftigte im Einzelhandel haben nach ihren Angaben an der Demonstration zum Alexanderplatz teilgenommen. 13 Penny-Filialen seien geschlossen gewesen. Verdi kündigte an, auch am Sonnabend zu streiken. Dazu aufgerufen sind die Beschäftigten der Tengelmann-Gruppe (Plus, Kaiser’s) und Mitarbeiter der Edeka- und Reichelt-Filialen, der zur Rewe Group gehörenden Penny- und Minimal-Geschäfte sowie der Real- und Extra-Märkte der Metro-Gruppe.

Nils Busch-Petersen vom Handelsverband Berlin-Brandenburg weist die Verdi-Aussagen über die Zahl der Streikenden zurück und spricht von maximal 300 Mitarbeitern. „Das sind einzelne Nadelstiche, aber von einem Erfolg kann nicht die Rede sein.“ Die Verhandlungen mit den Gewerkschaften seien gescheitert und daran werde sich auch durch die Streiks nichts ändern. Die Tarifrunden waren abgebrochen worden: Verdi fordert 6,5 Prozent mehr Lohn für die Mitarbeiter im Einzelhandel, ein Mindesteinkommen von 1500 Euro bei Vollbeschäftigung und keine Streichung oder Kürzung von Zuschlägen für Arbeit am Abend, nachts und an Sonnabenden.

(* Namen geändert)

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