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Exklusiv

Lokal "Zum Henker": Neonazis bitten zur Autogrammstunde

Eine Szenekneipe, ein Naziladen und immer wieder rechte Gewalt. Schöneweide entwickelt sich weiter zur Hochburg der rechtsextremen Szene. Mit Musik werden Jugendliche rekrutiert.

Für Sonnabend ist in Niederschöneweide erneut eine Veranstaltung in dem rechten Lokal „Zum Henker“ in der Brückenstraße geplant, eine „Autogrammstunde“ einer bekannten Neonaziband. Anwohner und Politiker sind alarmiert.

„Es ist zu befürchten, dass in Wirklichkeit ein rechtsextremes Konzert stattfinden soll“, sagt Matthias Müller von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus. „Über Musik versucht die Neonaziszene den Henker gezielt für Jugendliche attraktiv zu machen, die sich bisher nicht in dieses Lokal trauten.“ Angekündigt wird die Berliner Rechtsrockgruppe „Marci und Kapelle“, die auch dem Verfassungsschutz bekannt ist. Zuletzt spielten die fünf Musiker auf einem NPD-Konzert im sächsischen Riesa. In drei Wochen sollen sie bei einem Naziaufmarsch in Leipzig auftreten.

Der stellvertretende Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick, Michael Schneider (Linke), forderte erneut die Schließung der Gaststätte. „Politik und Zivilgesellschaft müssen hier deutlich Präsenz zeigen.“ Das Ordnungsamt soll jetzt sicherstellen, dass nicht heimlich ein Konzert stattfindet.

Wirt des Lokals ist der Rechtsextremist Paul Stuart Barrington. Er wurde 2003 zu sieben Monaten auf Bewährung verurteilt, weil er im Internet Fotos von Polizisten und einer Maschinenpistole veröffentlicht hatte. Daneben stand der Satz: „Die Kugel ist für dich.“ Seit der Eröffnung im Jahr 2009 werden regelmäßig die Scheiben des nahe gelegenen Büros von Gregor Gysi (Linke) eingeworfen und Hakenkreuze in der Umgebung gesprüht. Zuletzt attackierten vermummte Neonazis Ende Juni zwei Zivilpolizisten und flüchteten danach in den Henker. Bei einer anschließenden Razzia fanden die Beamten mehrere Waffen.

Ärger gibt es auch mit dem Geschäft „Hexogen“, das sich in der Nähe des Henker eingerichtet hat. Betreiber ist Sebastian Schmidtke, der im NPD-Landesvorstand sitzt und gute Verbindungen in das militante Spektrum hat. Er war der Anmelder des Aufmarsches im Mai in Kreuzberg, bei dem Neonazis mehrere Gegendemonstranten krankenhausreif prügelten. Der Name des Ladens bezieht sich offenbar auf den gleichnamigen Sprengstoff, der von der Wehrmacht benutzt wurde. Noch vor der Eröffnung kündigte der Vermieter, doch Schmidtke will den Laden nicht räumen. Jetzt droht ein monatelanger Rechtsstreit.

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