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Berlin: Lone Star Taqueria

Achtung: Dies ist keine Cocktailbar. Der Tresen erscheint belanglos, Stühle und Tische könnten in jeder Kneipe stehen, dezente Lounge-Leuchtkörper gibt es nicht.

Von Frank Jansen

Achtung: Dies ist keine Cocktailbar. Der Tresen erscheint belanglos, Stühle und Tische könnten in jeder Kneipe stehen, dezente Lounge-Leuchtkörper gibt es nicht. Hier blinken Neon-Reklame-Gebilde der Tequila-Marke „José Cuervo Especial“ und des Bierbrauers Heineken. Ansonsten ist die Lone Star Taqueria laut, ihre Wände schreien auch – sie sind großflächig mit naiven mexikanischen Motiven bemalt. Die Revolutions-Ikone Emiliano Zapata blickt grimmig auf die Gäste, als seien gleich ein paar Exekutionen fällig. Vielleicht sollte man dieses Kreuzberger Lokal nur bewaffnet betreten. Zumal hier jeden Moment die Weltrevolution ausbrechen könnte. Da sollte die Ausrüstung schon stimmen.

Dass es in der Lone Star Taqueria trotzdem nicht nur Bier und Tequila und Enchiladas gibt, sondern sogar eine Reihe der klassischen Cocktails, hat den drinking man etwas irritiert. Andererseits: Das Lokal bleibt seiner rebellischen Haltung treu, wenn es ausgerechnet an einem Freitag und dann auch noch ab 19 Uhr alle Cocktails für gerade mal 3,50 Euro anbietet. Aber kann das was sein? Wenn jemand in der umsatzstärksten Zeit seine Mixdrinks verschleudert? Nach einer vorbeugenden Sättigung mit Tex-Mex-Food haben sich der drinking man, die compañera und ein compañero dennoch an die Cocktails getraut.

Der Hemingway (Gin, Grenadine, Zitrone) war offenbar gar nicht geschüttelt worden und stand in einer seltsamen Zwei-Farben-Kombination auf dem Tisch: Oben blassgelb, unten tieflila. Als der drinking man mit dem Strohhalm rührte, nahm Papa Hem einen intensiven Pink-Ton an. Das sah schön aus und der Geschmack war dann auch okay. Der Jamaican Fever (Rum, Brandy, Mango, Zitrone, Ananassaft) kam ähnlich flau daher und wurde vom compañero als „verschärfter Fruchtsaft“ taxiert. Tja, 3,50. Die compañera beließ es gleich bei einem Mosquito. An dem alkoholfreien Drink war denn auch nichts zu beanstanden. Außerdem gab es ein Extra-Fläschchen Schweppes Tonic dazu.

Trotz der nicht ganz so überzeugenden ersten Runde war die Neigung gering, ein anderes Lokal zu suchen. Prompt steigerte sich die Lone Star Taqueria. Den Mai Tai brachte die nette Servierdame mit einer aufgesetzten, ausgehöhlten Limettenscheibe. Der darin schwappende Rum wurde angezündet. Auch der Mojito schmeckte gut. Alles in allem war der Abend hübsch. Nur auf die Revolution haben wir vergeblich gewartet. Für 3,50 war wohl nicht mehr drin.

Lone Star Taqueria, Bergmannstraße 11, Kreuzberg, Tel.: 692 71 82, geöffnet täglich von 12 bis 2 Uhr

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