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Berlin: Lose-Schritt-Sammlung

Seit 15 Jahren wird im Kreuzberger „Bebop“ der etwas lockerere Standardtanz gelehrt

Als es losging, sah die Tanzschule Bebop noch relativ nüchtern aus: weiße Wände, ungerahmte Spiegel, nur hier und da ein barock gewölktes Bild oder eine extra kitschige Putte. Inzwischen ist ein weiteres Stockwerk dazu gekommen, dekoriert wie ein Sultanspalast mit vergoldetem, Strass besetztem Holzdekor aus Thailand, Topfpflanzen und niedrigen Diwanen. Inzwischen – das heißt am heutigen Sonnabend: 15 Jahre später.

Und wahrscheinlich sieht es in ein paar Jahren hier wieder anders aus. Die Schule ist in ständigem Wandel – und das gilt nicht nur für die Räumlichkeiten, das gilt auch für die Tänze. Christoph Neumann und Thomas Dempfle sitzen im Wintergarten des Bebop und sinnieren über die Frage, was genau Tanz eigentlich ist. Jedenfalls keine festgelegten Figuren. Ihren Schülern bringen sie Schritte bei, die die dann in immer neue Reihenfolgen aneinander hängen. „Wenn ich unterrichte, entdecke ich immer wieder neu, wie Bewegungen ablaufen", sagt Neumann, ehemaliger deutscher Vizemeister im Schautanzen, Doktor der Kunstgeschichte und mittlerweile auch Sänger.

Vor 15 Jahren gründete er seine erste Tanzschule in der Neuköllner Hobrechtstraße, zunächst zusammen mit Annette Lange, der heutigen Besitzerin des „Tango Vivo“. Nach anderthalb Jahren trennte man sich, Lange machte mit Tango weiter, Neumann nahm Walzer, Foxtrott und Boogie mit ins Programm. Doch er wollte anders unterrichten als in den Schulen des Allgemeinen Deutschen Tanzverbandes. Als bei ihm zum Beispiel Männer anfingen, zusammen zu tanzen, entsprach das nicht den Sehgewohnheiten der Mehrheit – aber es lockte ein experimentierfreudiges Publikum an. Schon allein die Ballroben, in die sich Frauen gelegentlich zu festlichen Anlässen im Bebop werfen, sind sehenswert.

Thomas Dempfle traf Neumann vor acht Jahren. Der Schauspieler mit festem Engagement in Hannover war entschlossen, die Bühne sausen zu lassen und selbst zu unterrichten. Nun eben Tanz statt Schauspiel. Seit vier Jahren ist er Miteigentümer des Bebop.

Kurse gibt es auf den 700 Quadratmetern der Schule täglich mehrere, Übungstermine an jedem und Workshops etwa an jedem zweiten Wochenende. Stolz sind die Chefs darauf, wie viele ihrer Schüler lange weitermachen; manche sind seit Anfang dabei. Zur Geburtstagsfeier mit „Tango Vivo“ auf vier Tanzflächen, mit Livemusik und Show, sind heute alte, neue und zukünftige Schüler eingeladen. S.N.

15-Jahr-Feier, ab 21 Uhr im Bebop, Mehringdamm 33, Kreuzberg, Eintritt frei.

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