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Lotsenstreik: Fluggäste erwartet eine turbulente Woche

Schon ab Montag sind Verspätungen möglich, und ab Mittwoch könnte gestreikt werden. Bei Ausfällen oder großen Verspätungen bekommen Kunden zwar Geld zurück - aber nicht unbedingt pünktlich an ihr Ziel.

Wer in den kommenden Tagen fliegen will, muss sich auf eine Reise ins Ungewisse einstellen. Ab Mittwoch könnten die Fluglotsen streiken und den Verkehr am Himmel lahm legen. Und bereits am Montag kann es zu Verspätungen oder Ausfällen kommen, weil die Gewerkschaft Verdi an mehreren Flughäfen in Deutschland gegen 12 Uhr Betriebsversammlungen für die Mitarbeiter der so genannten Bodenverkehrsdienste angesetzt hat.

Obwohl die Gewerkschaft in Schönefeld und Tegel jeweils für eine Stunde nur die Passagiere informieren will, können auch dort die Aktionen von anderen Flughäfen zu Ausfällen oder Verspätungen führen. Ob gestreikt wird, wollen die Fluglotsen am Montag entscheiden. Ob deutschlandweit nichts mehr geht oder sich die Aktionen auf einzelne Flughäfen konzentrieren, steht ebenso wenig fest wie die Dauer eines möglichen Streiks. Er kann sich auf wenige Stunden beschränken oder auch Tage dauern.

Erfahrungen gibt es hier nicht, denn in der Bundesrepublik haben die Fluglotsen – im Gegensatz zu anderen Ländern – noch nie gestreikt. Bis vor wenigen Jahren waren die Lotsen nämlich Beamte, die die Arbeit nicht niederlegen durften. Um die Flugsicherung privatisieren zu können, wurden die meisten inzwischen zu Angestellten gemacht, die streiken dürfen. Die Privatisierung ist übrigens gescheitert. Da bisher völlig unklar ist, wie sich ein Streik auswirken würde, können die Fluggesellschaften auch kaum eine Gegenstrategie entwickeln.

Selbst wenn die Lotsen nur kurz oder örtlich beschränkt die Arbeit niederlegen würden, käme fast der gesamte Flugverkehr in Deutschland und auch in Europa aus dem Takt, da die Flugpläne eng gestrickt und auf Anschlüsse ausgerichtet sind. „Wenn klar ist, was passiert, können wir schnell reagieren“, sagt Claudia Löffler, Sprecherin von Air Berlin. So werde man versuchen, ausfallende Flüge nachzuholen; eventuell auch am Folgetag.

Wichtig sei es auf jeden Fall, sich vor der Fahrt zum Flughafen zu informieren. Mehr kann derzeit auch der Flughafen nicht raten. Wird ein Flug annulliert, gibt es auf Antrag das Geld zurück. Dies gilt auch bei Verspätungen von mehr als fünf Stunden. Kunden von Air Berlin und der Lufthansa können an den Schaltern ihr Ticket gegen einen Reisegutschein der Bahn für die gebuchte Strecke tauschen. Die Bahn kann zwar wegen ihres Fahrzeugmangels fast keine zusätzlichen Züge fahren lassen, würde aber wenigstens mehr Personal für Auskünfte einsetzen, sagte ein Sprecher.

Bei Verspätungen haben die Passagiere – abhängig von der Dauer und gestaffelt nach der Länge des geplanten Flugs – Anspruch auf Verpflegung und zwei kurze Telefonate oder Mails. Wird eine Übernachtung notwendig, muss die Fluggesellschaft die Kosten übernehmen. Wer eine Pauschalreise vor sich hat, kann nicht einfach vom Vertrag zurücktreten, sondern muss sich mit dem Veranstalter einigen. Bei erheblichen Verspätungen ist eine Kündigung des Vertrags möglich. Weitere Entschädigungen können Passagiere nicht verlangen; Ausgleichszahlungen sind nach dem EU-Recht bei Streiks ausgeschlossen.

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