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Berlin: Love Parade: Übernächtigt unterm Himmelszelt

"Was..

"Was... Wie? Ja, wir haben hier geschlafen." Mike und Sabine sind noch etwas müde. Sie liegen in ihrem Kleinbus und reiben sich die Augen. Aus Reutlingen kommen sie, das ist in der anderen Ecke Deutschlands, noch hinter Stuttgart liegt es. Nach der langen Fahrt durch die Nacht haben sie erst vor einer Stunde den Kleinbus am Brandenburger Tor geparkt, direkt vor der Baustelle des Holocaust-Mahnmals. Sie möchten tagsüber zur Love Parade und gleich danach wieder zurückfahren, wieder durch die Nacht. "Wir wollen noch bis um zwölf schlafen", sagen sie. Das ist jedoch schwierig, denn die Schlafenden werden morgens um neun von Reportern gestört, auch nebenan im Tiergarten.

"Ja ... Also, hm, wir liegen hier so ungefähr seit sechs", sagt Sven aus Bremen. "Ist das etwa verboten?" Man schlafe hier ganz gut, nur störten die Vögel, die morgens anfangen zu zwitschern. "In Bremen schlafe ich nie unter freiem Himmel", sagt Sven, "da habe ich ja ein schönes Bett." Von dort aus brauche man viereinhalb Stunden nach Berlin. Auch Sven und seine Freunde sind über Nacht gefahren.

Zum Thema Online Spezial: Love Parade TED: Hat die Love Parade noch Kultcharakter? Foto-Tour: Love Parade in Bildern Tomás und Veronika campieren in ihren Schlafsäcken unter einem Baum, ihre Köpfe ruhen auf dem Rucksack. Sie sind per Autostopp aus Prag gekommen: Es lief nicht so gut, sie mussten sieben Mal den Fahrer wechseln. Das letzte Stück fuhren sie mit "einem Unternehmertypen, der hatte einen 7-er BMW". Auf Englisch hätten sie sich mit ihm über das tschechische Atomkraftwerk Temelín unterhalten. Die Zöllnerin hätte nur gelacht und abgewinkt, als sie sagten, sie wollten zur Love Parade. "Morgen werde ich eine tschechische Zeitung anrufen und einen Bericht durchgeben", sagt Tomás. Sie seien das erste Mal in Berlin, wollten am Sonntag auch einige Galerien besuchen.

Auf einer Wiese nebenan liegen drei Spanier - Daniel, Ruben und Miguel - unter einer großen Decke. "Es ist so schrecklich kalt hier", klagt Daniel, sie hätten vom kühlen Wald, wo sie zuerst lagen, auf die Wiese gehen müssen. Neben ihnen liegt eine Plastiktüte, darin Milch, Kekse und Bier. Sie seien mit einem Bus von Kopenhagen gekommen, mit einem One-way-Ticket für hundertzehn Mark. Am Sonntagmorgen soll es zurückgehen. Sie möchten nur zur Love Parade unter freiem Himmel, nicht in die Clubs: Und bevor es losgeht, würden sie gern noch ein bisschen schlafen.

cdz

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