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Berlin: Lücken schließen

Bausenator Müller zieht Zwischenbilanz und blickt voraus: 62 Projekte sollen Wohnungsmarkt entlasten.

6000 Wohnungen bauen oder planen die landeseigenen Unternehmen zurzeit, 14 000 Wohnungen haben sie seit Beginn der Legislaturperiode hinzugekauft. Das sagte Bausenator Michael Müller (SPD) bei seiner „Zwischenbilanz“ der anderthalbjährigen Amtszeit, auf die er „selbstbewusst zurückblickt“. Das tat er gemeinsam mit den den Chefs der sechs landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften, die einige ihrer Projekte vorstellten.

Die Botschaft soll lauten: Der Kampf gegen steigende Mieten und Wohnungsnot ist aufgenommen – „aber wir werden uns nicht ausruhen“, so Müller. Hatte seine Vorgängerin den Ruf nach Maßnahmen gegen die Wohnungsnot unerhört verklingen lassen, brachte Müller seit seinem Amtsantritt vieles auf den Weg: Änderungen am Mietrecht, eine Wohnungsbauleitstelle zur Beschleunigung von Bauprojekten, er hat Bündnisse mit den Bezirken zur Ausweisung von Baulandflächen geschmiedet und eben mit den landeseigenen Wohnungsbauunternehmen Vereinbarungen getroffen, um den Anstieg der Mieten zu bremsen und den Bestand landeseigener Wohnungen zu vergrößern. Wichtige Initiativen, nach der jüngsten Meldung über die erneut steigende Bevölkerungszahl in Berlin zu urteilen.

Den landeseigenen Unternehmen misst Müller eine besondere Rolle bei seinem Bemühen zu, die soziale Mischung in den Berliner Quartieren zu erhalten und die Mieten zu dämpfen. Dazu musste Müller den politisch vorgegebenen Kurs der Firmen, Schuldenabbau und Konsolidierung, ändern. Noch 2004 hatte der SPD-geführte Senat die landeseigene GSW mit 65 000 Wohnungen verkauft. Wirtschaftlich problematisch ist heute aber: Eine neu gebaute Wohnung ist nur bei Mieten von rund zehn Euro je Quadratmeter plus rund 2,50 Euro Nebenkosten rentabel. Für viele ist das unerschwinglich. Die Firmen werden deshalb einige der neu gebauten Wohnungen zu den höchsten erzielbaren Preisen vermieten – und mit diesen Einnahmen die Mieten von anderen Wohnungen „subventionieren“.

Müller zufolge werden rund 20 Prozent der neu gebauten Wohnungen für Haushalte mit kleineren Einkommen erschwinglich. Außerdem suchen die Firmen nach dem idealen Grundriss mit wenig toter Fläche. Effiziente Grundrisse dämpfen den Gesamtmietpreis einer Wohnung. Am meisten nachgefragt ist eine Größe von knapp 60 Quadratmetern mit zwei Räumen, auch von Singles. Billig bauen mit schlechtem Standard, um günstiger Mieten zu erreichen, lehnen Firmenchefs und Senator ab. Davon rieten auch Experten ab, weil Billigbauten schwerer zu vermieten seien und höhere Instandhaltungskosten verursachten.

Die Bandbreite der 62 Projekte ist groß: Mehrfamilienhäuser, Reihenhäuser und Eigenheime – von Weißensee bis Köpenick, von Pankow bis Tempelhof-Schöneberg. Baulücken am Boxhagener Platz werden geschlossen, bestehende Häuser aufgestockt oder eben kleine Siedlungen errichtet. Und das sei nur ein Anfang: Bis zum Ende der Legislaturperiode, so der Senator, werde das Land 30 000 zusätzliche Wohnungen im Besitz haben – 300 000 insgesamt. Ralf Schönball

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