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Berlin: Lücken? Schluss!

Investor will auf weitere Durchbrüche in der East Side Gallery verzichten. Initiative möchte Rockmusiker für Protest gewinnen. Und Hasselhoff twittert.

Mauer auf, Mauer zu: Nach dem Ärger um die neue Bresche in der East Side Gallery könnte es jetzt einen Kompromiss geben, der weitere Schäden an dem weltbekannten Freiluftkunstwerk verhindert. Die Firma Living Bauhaus, auf deren Betreiben am Mittwochmorgen überraschend weitere Teile entfernt worden waren, stellte „unter bestimmten Voraussetzen“ in Aussicht, auf weitere Durchbrüche zu verzichten. Dies sagte ein Unternehmenssprecher am Freitag.

Wegen der überraschenden Aktion, bei der eine sechs Meter breite Lücke gerissen wurde, zogen am Donnerstag mehrere hundert Menschen vor das Rote Rathaus, den Amtssitz des Regierenden Bürgermeisters. Aufgerufen hatte das Bündnis „East Side Gallery retten“, das von 600 Teilnehmern sprach. Kani Alavi, der Vorsitzende der Künstlerinitiative East Side Gallery, kündigte an, sein Bundesverdienstkreuz aus Protest zurückgeben zu wollen: „Es ist würdelos, wenn das Werk, für dessen Erhalt ich ausgezeichnet wurde, jetzt wieder von der Stadt zerstört wird.“

Bereits seit Anfang März gibt es Proteste gegen die Beschädigung der East Side Gallery, an denen sich auch US-Sänger David Hasselhoff beteiligte. Dieser regt nach der erneuten Beschädigung ein Konzert für die Rettung an.

Statt weitere Lücken zu schlagen, soll nach Angaben von Living Bauhaus ein bereits bestehender Durchbruch um sechs Meter erweitert und von zwei Investoren als Zugang zu ihren Bauten geteilt werden. „Wir sind grundsätzlich bereit zu diesem Kompromiss unter dem Vorbehalt, dass er technisch und statisch umsetzbar ist“, sagte der Sprecher. Der neue Plan wurde nach Angaben des Bezirksbürgermeisters von Friedrichshain- Kreuzberg, Franz Schulz (Grüne), bei einem Gespräch zwischen Investoren, Bezirk und  Regierendem Bürgermeister vereinbart. Die derzeit rund fünf Meter breite Lücke, die nach dem neuen Plan um sechs Meter erweitert werden soll, führt laut Schulz zum Oststrand. Ein bereits genehmigter, etwa 22 Meter breiter, zusätzlicher Durchbruch soll wegfallen.

Ein Sprecher Klaus Wowereits (SPD) sagte, jetzt komme es bei der Umsetzung des Kompromisses „auf den guten Willen aller Beteiligten an. Die East Side Gallery muss weitestmöglich geschont werden“, betonte er.

Das Bündnis „East Side Gallery retten“ bekräftigte am Freitag seine Forderung, nach einem Ersatzgrundstück für die geplanten Bauten zu suchen. Die Zeichen stünden derzeit jedoch nicht so, „als ob Wowereit das überhaupt wollen würde“, sagte ein Sprecher. Einer Forsa-Umfrage zufolge seien drei Viertel der Berliner gegen eine Bebauung des einstigen Todesstreifens: Wowereit müsse klargemacht werden, „dass er da einlenken muss“. Der Sprecher kündigte weitere Aktionen an. „Der Investor hat in einer Nacht- und Nebelaktion fünf Mauerstelen herausgenommen, wir planen, in einer Nacht- und Nebelaktion die Mauer wieder aufzubauen.“ Zudem sollten Prominente in Mauerspaziergängen für die Erhaltung der East Side Gallery werben, angefragt seien die Sänger Campino von den Toten Hosen und Udo Lindenberg.

Auf die Unterstützung David Hasselhoffs kann sich das Bündnis bereits verlassen: „Der Kampf ist noch nicht vorbei“, twitterte der „Baywatch“-Star. „Wir müssen uns vereinen, um den Verlust von Menschlichkeit und Freiheitswillen zu stoppen.“ Seine Fans ruft Hasselhoff auf, seine Idee für das Konzert zu unterstützen: „Twittert weiter unter dem Slogan #save the wall concert.“ Tsp/AFP/dpa

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