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Berlin: Luftschwester

Sie ist Mitte 30 und ihr wurde gerade der Wagen geklaut. Ihr Lover ist verheiratet, ihr Vater senil und der Mann ihres Lebens durch einen Unfall getötet.

Sie ist Mitte 30 und ihr wurde gerade der Wagen geklaut. Ihr Lover ist verheiratet, ihr Vater senil und der Mann ihres Lebens durch einen Unfall getötet. Ich darf nicht sterben, ich habe doch noch gar nichts auf die Reihe gebracht, denkt die Heldin, als es unverhofft klingelt. „Störe ich?“, sagt die Stimme an der Tür. Der Klang ist vertraut, aus unzähligen Filmen. Romy Schneider tritt ein. Sucht sich den Stuhl, von dem aus sie die Akazie sieht. Wein, denkt die Heldin, würde jetzt passen. „Gern“, sagt Romy und lächelt. Mehr sagt sie nicht.

„Tage mit Romy“ hat Chantal Pelletier ihr Buch genannt. Tage, an denen alles möglich wird. Sie haken sich ein, gehen durch die Straßen von Paris. Sie hüpfen, lachen, vergessen. Chantal, die Heldin, fürchtet bereits, das könne enden. „Nimm Dir Zeit, da zu sein“, sagt Romy. Vielleicht, weil sie im Leben zu wenig davon hatte. Oder weil ihr der Mut fehlte.

Die Heldin fängt an, die Fragen zu akzeptieren, die sie lange verdrängt hatte und Antworten zu finden. Sie sieht jetzt manchmal Menschen an, stellt sich vor, wie es wäre, einem zu folgen. Egal wohin, oder wie lange. So wie Romy es tut. Die hat sich hier befreit, von jeder Beschränkung. Nur eines ist für sie nun wesentlich: wahrhaftig sein, das Leben tanzen. Am Liebsten immer und sofort.

„Ich kann alles auf der Leinwand, aber nichts im Leben“ hat Romy Schneider mal gesagt, da war sie Mitte 30. Wenig später folgte sie ihrem Sohn in den Tod. In Pelletiers Buch strahlt sie. So wie am Ende die Heldin.

Chantal Pelletier: Tage mit Romy. Roman. Aus dem Französischen von Karin Krieger. Kiepenheuer & Witsch, Köln. 176 S., 16,90 €.

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