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Berlin: Luftwaffe will bald über Tempelhof entscheiden

Verlagerung der Flugbereitschaft wird geprüft. Große Maschinen sollen aber in Köln-Bonn bleiben

„Eine Nutzung von Tempelhof ist nicht ausgeschlossen“, sagte gestern ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Er bestätigte damit nochmals den Bericht des Tagesspiegel. Die Verlegung von Teilen der Flugbereitschaft zum City-Airport werde erwogen. Eine Entscheidung soll noch in diesem Jahr fallen. Auch gegen eine zivile Mitnutzung hätte die Bundeswehr keine Bedenken.

Generalleutnant Klaus-Peter Stieglitz wollte sich gestern nicht zur Diskussion um Tempelhof äußern. Der Inspekteur der Luftwaffe verwies an das Verteidigungsministerium. In Militärkreisen hieß es, es gehe um eine politische Entscheidung. Denn flugtechnisch gibt es für die kleineren Jets und Hubschrauber in Tempelhof keine Probleme.

Für viele Politiker gilt der City-Airport wegen seiner Nähe zum Regierungsviertel ohnehin als optimal. So hatte sich auch Bundeskanzlerin Angelika Merkel als CDU-Vorsitzende für die Erhaltung ausgesprochen. Der Deutschland-Direktor der belgischen SN Brussels Airlines, Daniel Noraman, nahm das zum Anlass, die Kanzlerin schriftlich um ein Machtwort zu bitten. Berlin drohe, „ein Stück Mobilität ohne Notwendigkeit aufzugeben“. Die Folgen einer Schließung für die künftige Wirtschaftsansiedlung und Großveranstaltungen seien „gar nicht abzusehen“.

Bisher betreibt die 3. Staffel der Flugbereitschaft vom Nordteil des Flughafens Tegel aus drei VIP-Hubschrauber vom Typ „Cougar“. Ferner sind dort ständig ein bis zwei der insgesamt sechs zweistrahligen „Challenger“-Jets stationiert. Sie können, je nach Ausstattung, bis zu 16 Passagiere über Kurz- und Mittelstrecken transportieren. Auf die 20 Jahre alten Maschinen, die demnächst ersetzt werden sollen, entfielen 2004 rund 57 Prozent der Flugstunden im „politisch-parlamentarischen Bereich“.

Für die sieben großen Airbus A310, darunter die beiden Regierungsmaschinen, ist die Tempelhofer Startbahn bei maximaler Zuladung zu kurz. Die Airbusse kommen aber nur auf Anforderung in die Hauptstadt. Sie sind in Köln-Bonn stationiert, wo für 6, 8 Millionen Euro ein neuer Terminal entsteht. Denn dort starten und landen die meisten der jährlich 90 000 Passagiere. Das sind keine Politiker, sondern Soldaten im Auslandseinsatz.

Für die 3. Staffel allein würde in Tempelhof vermutlich ein Hangar mit angrenzendem Bürotrakt ausreichen, schätzen Experten. Doch auch hier wird bereits an Ersatz gedacht. Sollten die Airbusse bei der geplanten Flottenerneuerung durch kleinere Langstreckenjets ersetzt werden, hätten auch diese in Tempelhof keine Schwierigkeiten. Lediglich die wenigen ausländischen Staatsgäste mit größeren Maschinen müssten am künftigen BBI in Schönefeld landen, wo ein entsprechender Protokollbereich vorgesehen ist.

Rainer W. During

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