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Berlin: Luxus der Linken

Thorsten Metzner

Jetzt hat es mal die Linken erwischt. Und es tut ein paar Monate vor der Kommunalwahl richtig weh. Der Brandenburger Landtagsabgeordnete und langjährige Neuruppiner Bürgermeister Otto Theel wurde wegen Korruption verurteilt. Der einstige Vorzeigepolitiker hatte einen Investor, der von der Stadt eine Millionenbürgschaft bekam, um ein 70 000-Euro-Darlehen für den Sohn gebeten. Aber selbst Vaterliebe rechtfertigt keine Amtspflichtverletzung, die Abhängigkeiten schafft.

Der Fall Theel zeigt: Filz, Vetternwirtschaft und Korruption kennen keine Parteigrenzen. Die Linken vergessen bisweilen selbstgerecht, dass sie nicht per se bessere Menschen sind, weil sie eine sozialere Welt aufbauen wollen. Und dass mit der Übernahme von Verantwortung auch Gefahren wachsen, Verführungen zu erliegen. Die Oppositionsrolle seit 1990 bot ungewollt auch den Luxus der Verantwortungslosigkeit, der Verführungslosigkeit. Häme der politischen Konkurrenz ist dennoch fehl am Platze. Man denke nur an die Ölscheich-Million für einen früheren CDU-Wirtschaftsminister, an Affären von Ex-SPD-Ministern oder den Trennungsgeldskandal, wo sich Richter und Staatsanwälte bedienten. Auch bei Theel ging es um persönlichen Vorteil, der Fall taugt nicht für linke Märtyrerlegenden. Es versteht sich von selbst, dass Theel sein Landtagsmandat niederlegen muss, für das Ansehen des Parlaments, aber auch seiner selbst und seiner Partei. Für die Linken, die immer höchste Maßstäbe predigten und in Brandenburg mitregieren wollen, wird der Fall Theel zur Stunde der Wahrheit.

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