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Berlin: Luxus ist unser Beruf

Wochenlang haben sich 350 Mitarbeiter des Ritz-Carlton auf die Eröffnung vorbereitet. Ab diesem Montag wird es für sie ernst – die ersten echten Gäste kommen

Von diesem Montag an hat Berlin ein weiteres Fünf-Sterne-Plus-Haus: das Ritz-Carlton. Anlässlich der Eröffnung im Beisheim-Center berichten fünf der dort arbeitenden Menschen von ihrer Herkunft, ihren Erwartungen und ihren Aufgaben in dem neuen Luxushotel am Potsdamer Platz.

Der Generaldirektor

Er herrscht über mehr als fünf Sterne, 350 Mitarbeiter und ein nagelneues Hotel: Walter Junger, 39, ist Generaldirektor des Ritz Carlton. Seine Spezialität sind seit jeher Eröffnungen, ungewollt: „Ich habe den Fehler begangen, nach dem ersten Hotel zu sagen, das war meine letzte Eröffnung.“ In den letzten Tagen raste wieder einmal der Countdown. Mehr als fünf Minuten hatte er nicht, dann ging es weiter in die nächste Besprechung. Der Salzburger arbeitet seit achteinhalb Jahren für die Hotelkette. Angefangen hat er in Singapur, später eröffnete er das Ritz-Carlton in Shanghai, zog dann in die ägyptische Hitze und arbeitete in Scharm el-Scheich. Von 1999 bis 2002 leitete er das Hotel in Wolfsburg. Alle Mitarbeiter wurden in den letzten Tagen noch geschult. Eigens waren aus anderen Hotels der Welt 60 Trainer eingeflogen worden, für den letzten Feinschliff in Service und Küchendienst. „Sie geben dem Gast nur die Hand, wenn er den ersten Schritt macht“, erklärte beispielsweise ein Amerikaner einer Gruppe von Angestellten im Empfang. „Wir haben das Haus auf’s Beste vorbereitet. Jetzt werden uns die Gäste sagen, ob der Service dazugehört.“ Junger macht sich keine große Sorgen, dass nach der Eröffnung eine Panne passieren könnte. „Vielleicht geht mal ein Gerät kaputt.“ Berlin gefällt dem Generaldirektor besonders gut. Sein Ziel ist es, die Stadt international mehr zu vermarkten. „Wir sind als Weltklassedestination auf einer Linie mit New York und Tokio.“ Dafür arbeitet er auch mit anderen Berliner Fünf- Sterne-Hotels zusammen. „Das Ritz-Carlton soll ein führendes Hotel in Europa werden.“

Der Chefkoch

„In Berlin fehlen mir nur die Berge“, sagt Thomas Kellermann und nimmt seine weiße Mütze ab. Er ist der Chefkoch des Gourmetrestaurants Vitrum, das im Erdgeschoss 65 Personen empfangen kann. Wie sein Generaldirektor ist der 33-jährige Oberbayer schon lange im Geschäft, kochte sich von Ettlingen über München und Sylt bis nach Berlin. Hier hat er das Portalis in der Kronenstraße geleitet. Im Ritz-Carlton arbeitet er mit sechs Köchen zusammen. „Wir wollen aber auf acht aufstocken.“ In dem Restaurant stehen auf den Tischen mundgeblasene Gläser, an der Decke hängen Kronleuchter aus Murano-Glas. Kleinwagen, sagt der Küchenchef dazu. Vom Preis müsste das hinkommen. Die Karte des Vitrum hat er an die venezianische Inneneinrichtung angepasst. Kreationen wie die Proseccosuppe mit Lavendeleis und Balsamicofeigen sind beim Probekochen entstanden. Wie das läuft? „Walter Junger hat gesagt, koch mal was, Thomas.“ So bescheiden können Talente sein. „Im Ritz kann ich viel ausprobieren. Außerdem ist das Vitrum eines der schönsten Restaurants Berlins.“ Das Restaurant bleibt sonntags und montags geschlossen. „Wir wollen immer in der gleichen Gruppe arbeiten. Und die Leute brauchen auch freie Tage.“ Thomas Kellermann fürchtet für die ersten Tage nur eines: dass ein Koch krank wird. Damit die Gäste auch mal sehen können, wie ihr Essen zubereitet wird, können jeden Abend zwei bis vier Personen am Chef’s Table direkt in der Küche essen. „Das wird richtig urig.“ Von Zeit zu Zeit kommt ein Kellner aus dem Restaurant und schenkt Getränke nach.

Der Chef-Housekeeper

Thorsten Garbade kennt jeden Angestellten und seine Kleidergröße. Denn der Verantwortliche für Housekeeping bei Ritz-Carlton überwacht auch den Uniformfundus. Ansonsten kümmert sich der 30-Jährige um 80 Mitarbeiter, die Blumen in den Zimmern und auf den Fluren, die Wäscherei, den Zimmerservice und die Reinigung und was sonst alles noch in Suiten und auf den Gängen an Arbeit anfällt. Der Bremer hat sich nicht wie viele andere Bewerber in die Schlange gestellt, um den Job zu bekommen. Er bekam einen Anruf. Wie seine Kollegen in der Direktion und der Küche hat es Thorsten Garbade schon weit in die Welt getrieben. Von Bremen zog es ihn nach London, Osaka und dann nach Berlin. Seit drei Monaten bereitet er die Eröffnung des Ritz-Carlton vor. Alles muss perfekt sein. Kein Staubkorn soll herumliegen. Dafür sorgen zum Beispiel die Chandeliercleaner, die nur die Prismen der Säulen putzen. „Wir sind alle Situationen durchgegangen und haben sie durchgespielt. Schief laufen kann da eigentlich nichts.“ Er kann sich auf ein internationales Team stützen. Einige kommen aus Japan, andere aus Ghana, den Vereinigten Staaten, Russland, der Türkei, Japan, Portugal und vielen anderen Ländern. „Für unsere internationalen Gäste können wir sechs Sprachen anbieten.“

Die Assistentin des Brasseriemanagers

In der Brasserie Desbrosses kommt niemand an ihr vorbei. Und merkt es vielleicht noch nicht einmal. Catrin Leitner assistiert dem Manager des Restaurants. Das bedeutet, die 27 Hostessen, Kellner und Oberkellner im Auge zu behalten, die Gäste zu platzieren, ihnen den Wunsch von den Augen abzulesen, bevor er ausgesprochen wird. Denn die Vorlieben des Gastes werden genau notiert. Wenn der Kunde etwas nicht mag, bleibt das in Erinnerung. Kleine Zettel liegen für die Kunden zum Ausfüllen bereit, alle Angaben wandern in den Computer. Wer mehrmals einen Cappuccino trinkt, wird das nächste Mal gefragt, ob es denn auch wieder einer sein darf. Die 23-jährige Salzburgerin arbeitet seit vier Jahren bei Ritz-Carlton. Sie hat eine zweijährige Ausbildung im Tourismus-Kolleg in Salzburg absolviert. Für ihr Praktikum ging sie – nach Paris. „Ob mich das für die Brasserie qualifiziert hat?“ Sie lacht. In Berlin ist sie seit Mitte November. „Ich kann hier am meisten über den Umgang mit Menschen viel lernen, auch privat.“ Hinter ihr liegen auf einer Anrichte Körbe mit Brötchen, verschiedenen Brotsorten und Croissants. Auf den kleinen Bistrotischen sind Servietten und die Karte ausgerichtet. „Von Angst vor einem Ausrutscher nach der Eröffnung kann ich wirklich nicht reden. Nur unsere Kasse könnte uns im Stich lassen.“

Die Koordinatorin für Housekeeping

Diese Badewanne hat noch niemand benutzt. Und sie ist sauber. Trotzdem putzt Beth Reichelt sie noch einmal. Im Bad von Zimmer 1104 hat sie gerade einer Gruppe von Mitarbeitern den Badebutlerservice erklärt und vorgeführt. Im Angebot des Ritz-Carlton gibt es auch ein Menü von Bädern, die auf Wunsch zubereitet werden. Alles ist dabei: Rosen, ätherische Öle – und Quietscheentchen. Der Butler kommt zur verabredeten Zeit auf das Zimmer, lässt das Wasser ein und zieht sich dann zurück. Eigentlich ist Beth Reichelt, 41, Bürokoordinatorin für Housekeeping. Aber im Ritz muss jeder Angestellte auch andere Aufgaben erfüllen können. „Das ist laterale Kompetenz. Wir sind alle sehr flexibel, können uns weiterbilden.“ Sie hat ein Büro im Erdgeschoss. Das wird sie jederzeit verlassen, um einem Gast weiterzuhelfen. Beth Reichelt stammt von den Südphilippinen. Jeden Tag teilt sie die verschiedenen Mitarbeiter für die Zimmerreinigung ein. Mitte Dezember hat sie bei Ritz-Carlton angefangen. Die ausgebildete Chemieingenieurin hat bereits in englischen und Berliner Hotels gearbeitet. „Wir haben vor der Eröffnung 14 Stunden am Tag gearbeitet. Ich bin sehr positiv, dass alles gut klappt.“

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