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Touristenmagnet Reichstagskuppel. Der Bundestag plant nun zudem ein unterirdisches Besucherzentrum.

© dpa

Machbarkeitsstudie: Bundestag plant Besucherzentrum

Ein Besucherzentrum soll die Kontrollpavillons ersetzen, die nach der Terrorwarnung in Deutschland aufgestellt wurden. Der unterirdische Anbau könnte nach 2013 entstehen.

Der Reichstag soll ein Besucherzentrum erhalten. Dafür erarbeitet das Bundesamt für Bauwesen (BBR) eine Machbarkeitsstudie, wie ein Sprecher bestätigte. Bislang ist nur ein grobes Konzept im Umlauf: Danach soll ein „Besucher- und Informationszentrum“ die Kontrollpavillons ersetzen, die nach der Terrordrohung gegen Deutschland im Herbst 2010 aufgestellt wurden. Realisiert werden könnte der Neubau nach Angaben von Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) allerdings erst nach der nächsten Bundestagswahl 2013. Zu möglichen Kosten machte Thierse keine Angaben.

Um die Sicht auf das Gebäude nicht zu verstellen, wird das Empfangsgebäude wahrscheinlich unterirdisch entstehen. 5000 Quadratmeter Nutzfläche sind vorgesehen, um Zugangskontrollen, Garderobe, ein Café sowie Ausstellungs- und Seminarräume unterzubringen. „Es soll ein Ort der Aufklärung sein“, sagte Thierse. Die Planer müssen zunächst klären, ob es im Untergrund überhaupt genug Platz gibt, denn westlich des Reichstages verlaufen neben der U 55 auch die Tunnel für die Fernbahn und die Bundesstraße 96.

Die Idee eines unterirdischen Besuchertraktes stammt aus Washington. Dort wurde am Kapitol 2008 ein „Capitol Visitor Center“ eröffnet, das sich innerhalb der Bauzeit von acht Jahren zum Großprojekt mauserte. Die Baukosten wuchsen von geplanten 70 Millionen Dollar zu einer Summe von 620 Millionen heran. Mehrere Kinosäle, eine Empfangshalle mit der Nachbildung der Freiheitsstatue und eine große Ausstellungshalle sind entstanden. Solche repräsentativen Räume seien für den Reichstag aber nicht geplant, sagte Thierse.

Das Besucherzentrum erinnert an die ursprüngliche Idee eines „Bürgerforums“ des Kanzleramts-Architekten Axel Schultes. Das Bürgerforum sollte die Leere zwischen Kanzleramt und Paul-Löbe-Haus überbrücken, wurde aber nie realisiert. Geplant waren Cafés, Geschäfte und eine unterirdische Ausstellung zu „Fragen an die deutsche Geschichte“. Vom U-Bahnhof Bundestag sollte es eine direkte Verbindung zum Bürgerforum geben, erklärt Axel Schultes.

Auch Thierse hat die Überlegung, den geplanten Standort des Bürgerforums zu nutzen, ins Spiel gebracht. In einem Wettbewerb könnte ausgelotet werden, ob es für diesen Standort geeignete Lösungen gibt. Schultes hält es für möglich, Besucherzentrum und Bürgerforum zu verbinden, allerdings wäre der Zugang zum Reichstag eher indirekt über das Paul-Löbe-Haus denkbar. In die Vorgespräche zum Besucherzentrum wurde Schultes bislang nicht einbezogen, und er hat wenig Hoffnung, dass sich daran noch etwas ändert. Der preisgekrönte Architekt hatte immer wieder angemahnt, das „Band des Bundes“ zu vollenden. Bislang vergeblich.

Im Jahr strömen rund drei Millionen Bürger in den Reichstag. Die meisten besuchen allerdings nur die Kuppel. In Washington wurden seit Eröffnung des Visitor Center fünf Millionen Gäste gezählt.

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