zum Hauptinhalt

Berlin: Machtkampf um Bundesvorsitz in der Lehrergewerkschaft

Interne Querelen verhinderten Gegenkandidatur zu Berlins GEW-Chef Ulrich Thöne

Die GEW hat am Sonntag keine Wahl: Einziger Kandidat für den Bundesvorsitz der großen Bildungsgewerkschaft ist der jetzige Berliner GEW-Chef Ulrich Thöne. Wie jetzt bekannt wurde, hätte es eine Alternative geben können. Sie wurde Anfang des Jahres von Thöne-Anhängern verhindert: Mit dem Vorwurf, er verhalte sich „gewerkschaftsschädigend“ brachten sie den früheren Berliner Vorsitzenden und jetzigen Schöneberger Schulleiter Erhard Laube von seinem Vorhaben ab, sich ebenfalls zu Wahl zu stellen.

Laube hatte sich zur Jahreswende spontan zur Kandidatur entschlossen, weil der einzige Gegenkandidat Thönes, der baden-württembergische GEW-Chef Rainer Dahlem, aus persönlichen Gründen einen Rückzieher gemacht hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Berliner Landesvorstand gerade auf Thöne geeinigt – und sah Laubes Vorstoß als Störmanöver an. Prompt hielten ihm sieben Bezirksvorsitzende „gewerkschaftsschädigendes“ Verhalten vor und unterstellten ihm, einen Thöne-kritischen Brief eines Reinickendorfer Lehrers an die „Berliner Lehrerzeitung“ (blz) der GEW lanciert zu haben.

Damit war für Laube die Grenze des Zumutbaren erreicht. „Maßgeblich für meine Entscheidung, die (von anderen Landesverbänden) angetragene Kandidatur nicht anzunehmen, ist die gegen mich laufende Diffamierungskampagne“, schrieb er dem GEW-Landesvorstand. Er fügte hinzu, der Vorwurf, er habe den – nie abgedruckten – Leserbrief lanciert, sei „unverschämt, ehrenrührig und verletzend“. Laube selbst will sich zu dem Vorgang nicht äußern. Thöne begründet die Abwehrhaltung gegenüber einer Kandidatur Laubes damit, dass „einige Vorstandsmitglieder eine interne Schlammschlacht befürchtet“ hätten. Laubes Kandidatur sei zu spät gekommen. Er fragt: „Gegen was wollte Laube antreten? Gegen welche Politik“?

Eine Antwort geben die Landesverbände, die Laube als Kandidaten wollten, darunter Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein. Dort heißt es, Thöne verbreite keine Aufbruchstimmung. Er stehe für eine larmoyante Lehrerhaltung, nach dem Motto: „Ich kann keine gute Arbeit machen, weil der Senat so schlechte Bedingungen schafft.“ Laube dagegen versuche, die gesellschaftliche Akzeptanz dafür zu schaffen, dass mehr Geld in Bildung fließt: „Er verbindet Protest mit Pragmatismus“, beschreibt Rainer Dahlem den Unterschied. Andere halten Thöne für ungeeignet, weil er mit dem missglückten Volksbegehren zur Abwahl des Senats Porzellan zerschlagen habe.

Dennoch hat Thöne die Mehrzahl der Landesverbände, darunter Hessen und Nordrhein-Westfalen, hinter sich. Auch der Berliner Landeselternsprecher André Schindler lobt, Thöne habe sein „hohes Vertrauen“ gewonnen. Selbst Bildungssenator Klaus Böger (SPD) sagt im Rückblick über seine Zusammenarbeit mit Thöne: „Wir haben immer eine vernünftige Gesprächsbasis gehabt.“

Zur Startseite