zum Hauptinhalt
Alle aus Wachs.

© dpa

Madame Tussauds in Berlin: Alles aus Wachs: Sechs mal 007

Von Connery bis Craig: Sechs Schauspieler waren bereits James Bond. Nun sind sie in Berlin zu sehen. Die Stadt hatte auch als Drehort eine Hauptrolle.

Respekt! Kann nicht jeder von sich behaupten, schon mal mit James Bond Tischtennis gespielt zu haben. Dem wahren Bond, Sir Sean Connery persönlich, der damals freilich noch kein Sir war. Sir Sebastian Wood, Botschafter Ihrer Majestät in Berlin, allerdings auch nicht, vielmehr ein Knabe von sechs, sieben Jahren. Sein Vater war Schauspieler, der kannte den Kollegen Connery, und irgendwann haben eben Vater und Sohn diesen im seinem Haus in Süd-London besucht, wo es zu dem erwähnten Schlagabtausch kam.

Kindheitserinnerungen, am Dienstagvormittag vom Botschafter erzählt, am Rande einer durch ihn, gewissermaßen in Vertretung von 007-Boss M, vollzogenen Zeremonie bei Madame Tussauds Unter den Linden: Ein paar einleitende Worte, die Versicherung, dass er schon seit frühen Jahren ein Fan des Agenten, einer britischen Ikone, sei und wie dieser zwar nicht im Geheimdienst, aber doch im Dienste Ihrer Majestät stehe. Dann Druck auf einen roten Knopf, und der Vorhang hinter Sir Wood gleitet zu Boden, gibt den Blick frei auf sechs mal 007.

Alle sind sie da, die diese Rolle schon spielten, Sean Connery, George Lazenby, Roger Moore, Timothy Dalton, Pierce Brosnan und Daniel Craig. Sie sind recht gut getroffen, das gelingt bei Wachsfiguren nicht immer. Connery in bekannter Pose, die Walther PPK samt Schalldämpfer zur Decke gereckt, Moore mit über der Brust gekreuzten Armen, Craig und Brosnan betont lässig, die rechte Hand in der Hosentasche. Und noch ein siebter hat sich dazwischengeschmuggelt, nicht etwa der künftige neue Bond, vielmehr Detlef Bothe, in „Spectre“, dem vorerst letzten Film, einer der subalternen Bösen, als leibhaftige Zutat von den Tussauds-Leuten unter die sechs Wachskameraden gemischt. Eine Wanderausstellung, die in London – wo sonst? – eröffnet wurde, zuletzt in Las Vegas zu sehen war und nun bis Januar in Berlin Besucher ins Museum Unter den Linden 74 locken soll.

"Octopussy" wurde 1982 auch in Berlin gedreht

Die britische Hauptstadt als Sitz von Bonds Arbeitgeber MI6 war bei dieser Reise um die Welt eine Pflichtstation, doch in gewisser Weise gilt das auch für Berlin. Und besonders Roger Moore hat selbst aus Wachs allen Grund, sich hier blicken zu lassen, war sein Bond doch bislang der einzige, der in Berlin zu tun hatte.

Das war im Herbst 1982 bei den Dreharbeiten zu „Octopussy“, als Bond mit M über den Kurfürstendamm zum Checkpoint Charlie fuhr, um dort in die DDR eingeschleust zu werden. Ein nicht ganz unproblematischer Drehort, wie Koproduzent Michael Wilson schilderte: „Wenn die Wachen eine Filmcrew in der Nähe sehen, dann heißt das im Militärjargon ,Zwischenfall’ und bedeutet, das es zwischen Offiziellen in Washington, Moskau und hier Diskussionen gibt.“ Auch wurde auf der Avus eine Verfolgungsjagd gedreht, die im Film allerdings in Westdeutschland spielt.

Roger Moore war Soldat an der Spree

Für Roger Moore waren die drei Tage in Berlin eine Wiederbegegnung mit der Stadt: 1947 war er erstmals kurz hier, als junger Offizier, zuständig für die Truppenbetreuung und organisierte Aufführungen mit deutschen Schauspielern, Komikern und Tänzern.

Auch Ian Fleming, Erfinder der Figur des Geheimagenten mit der Lizenz zu töten, hat des öfteren in Berlin vorbeigeschaut, erstmals 1933. Er soll dann, selbst ein Geheimdienstmann, gegen Kriegsende an Plänen zu Entführung des Hitler-Vertrauten Martin Bormann beteiligt gewesen sein. 1960 besuchte er beide Teile der Stadt, schrieb später die Bond-Kurzgeschichte „The Living Daylights“, Keimzelle des Bond-Films „Der Hauch des Todes“ Die Episode wurde allerdings nach Bratislava verlagert.

Bond-Premieren sind in Berlin mittlerweile die Regel, erstmals lief hier Pierce Brosnan 1999 für „Die Welt ist nicht genug“ über den roten Teppich, der vor dem damaligen Kosmos-Kino in der Karl-Marx-Allee ausgerollt worden war. Für Brosnans ersten Bond „Golden Eye“ hatten die Produzenten sogar mit Studio Babelsberg geliebäugelt, sich dann aber doch fürs eigene Land entschieden.

Und dass Bond-Filme diesen andauernden Erfolg haben, verdankt die Serie nicht zuletzt einem gebürtigen, vom NS-Terror nach England vertriebenen Berliner. Ohne die Entwürfe von Sir Ken Adam, Production Designer der frühen Filme, wäre 007 kaum zu dem Bond geworden, wie man ihn kennt und liebt. Sir Sebastian Wood etwa bevorzugt „Liebesgrüße aus Moskau“. Das sieht Sir Sean Connery ganz ähnlich.

Zur Startseite