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Berlin: Made in Tempelhof

Schokolade und Rasierklingen, Bücher und Stahl – eine Ausstellung im Heimatmuseum zeigt die Industriegeschichte des Bezirks / Eröffnung mit Musik und Ufa-Filmen

Die „flotte Küchenfee“ sollte Berlins Hausfrauen die Arbeit erleichtern – und ihr erstes kleines Wunder war die SchaschlikDose. Mit dieser ins runde Blech gepressten Schnell-Mahlzeit kam die 1950 gegründete Fleischkonservenfabrik (FKF) erstmals auf den Markt und begeisterte Zehntausende Kunden in Berlin und ganz Deutschland. Die Küchenfee war ihr Werbemaskottchen, sie zierte eine breite Dosenpalette oder Lufthansa-Menus – und alles kam aus dem Werk an der Gottlieb-Dunkel-Straße. Ein Firmenwunder – made in Tempelhof. Aber nur eines von vielen. Denn aus Berlins südlichem Industriebezirk lassen sich etliche solcher Geschichten erzählen.

Deshalb wird am kommenden Sonnabend zur „Langen Nacht der Museen“ im Heimatmuseum in Alt-Mariendorf 43 eine neue Daueraustellung eröffnet: „Werkstatt Tempelhof“. Sie zeigt die industrielle Vergangenheit des Bezirks, wo schon um 1900 Schokolade und Rasierklingen, Bücher oder Stahlträger hergestellt wurden.

Die Schau unterscheidet sich stark von üblichen Heimatmuseen – es ist ein Museum zum Anfassen. Beispielsweise am Flughafen Tempelhof. Die Geschichte des zur Nazi-Zeit als „Weltflughafen“ gebauten Airports wird hier lebendig. Man darf in Spinden der einstigen Flugplatz-Feuerwehr kramen, entdeckt Schutzanzüge, Fotografien aus den ersten Nachkriegsjahren und Kopfhörer, in denen Zeitzeugen über die Luftbrücke erzählen.

Auch Computer laden mit Fotos und Texten zu Entdeckungsreisen ein - zu 14 Firmen und Orten. So auch zum Branntwein-Reichsmonopol an der Ringbahnstraße, wohin Bauern ab 1880 ihren aus Obst und Getreide hergestellten Alkohol zur Begutachtung liefern mussten, bevor sie ihn verkaufen durften. Oder zu Alfred Ransmayers 1899 gegründeter Firma. Sie stellte Buchstaben-Typen für Schreibmaschinen her – für „alle Sprachen der Welt“, so die Werbung. cs

Das Museum wird am Sonnabend zur Museumsnacht von 19 bis 24 Uhr mit Berliner Chansons und Liedern, Ufa-Filmen und Schlagern eröffnet. Es liegt am U-Bahnhof Alt-Mariendorf und ist dienstags und donnerstags, 15-18 Uhr, sonntags 11-15 Uhr geöffnet . Schulklassen n. Vereinbarung, Tel.: 7560 6163.

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