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Berlin: Mademoiselle ist heute Ehrengast

Patricia Kaas kommt wieder nach Berlin: als Gast von Jacques Chirac zur Eröffnung der französischen Botschaft

Pop und Politik, so heißt es, vertrügen sich ja ständig besser. Die das sagen, mischen in ihre Feststellung meist Bedauern. Wenn heute Nachmittag jedoch die französische Botschaft am Pariser Platz eröffnet wird, so wird auf einem Stuhl in der Nähe von Staatspräsident Chirac, Bundespräsident Rau und Kanzler Schröder ein vergleichsweise leichtgewichtiger Ehrengast sitzen – die winzige Person der Patricia Kaas. Kaas füllt zwar Stadien, aber ihren Sessel niemals aus.

Warum Chirac gerade sie zum Botschaftsakt bat, kann man ahnen: Die Kaas wuchs im lothringischen Grenzgebiet auf, und ist damit fast schon per Geburt Spezialistin für alles, was auf der Grenze zwischen Deutschland und Frankreich passiert. Das Ende der Straße, in der sie wohnte, lag schon in Deutschland. Dieses Erbe hat sie auf ihre Art ernst genommen. Sie trägt französische winzig-Kleidergrößen, kauft sich aber bei ihrer Ankunft in Deutschland meist als Erstes eine Wurst. Sie singt Französisch und Deutsch mit einem Akzent, der Millionen Deutsche an die Plattenkassen treibt. Man könnte meinen, es wäre einfach, einer so kleinen Person wie Patricia Kaas Löcher in den Bauch zu fragen. Ist es aber nicht. Als sie im Sommer 2000 bei einem Fest am Potsdamer Platz die Bühne in eine arabische Landschaft verwandelte, da gab sie vorher ein paar defensive Interviews in einem Hotelzimmer, das nicht das ihre war und sprach darüber, dass sie sich gerne mal zur Entspannung ein Schnitzel brät. Dabei war sie dünn und durchscheinend in ihrem Sessel gesessen und strengte sich sehr an, Journalisten zu mögen. Danach aber zog sie sich auf der Bühne erst eine Lederjacke an, dann die Schuhe aus, und sprang wie ein Derwisch über die Bühne. Manche sagen, dass die Kaas, seitdem 1987 „Mademoiselle chante le blues“ die Hitparaden erklomm, eigentlich und leider immer eine Mademoiselle geblieben ist – statt endlich mal eine richtige Madame zu werden. Nicht ganz unschuldig daran könnte ihre Mutter sein. Diese war so ehrgeizig, dass ihr Kind nicht eher ruhte, bis der ehrgeizige Auftrag erfüllt war. Die Mutter von Patricia Kaas sah für ihre Tochter den sängerischen Durchbruch schon, da konnte diese das hohe C noch nicht halten. „Alles, was möglich war, außer mit jemandem zu schlafen“ habe die Tochter für diese Mission gemacht. Aber die Frau, die aus dem Gegensatz ihrer dunklen, verrauchten Stimme zu der Kindlichkeit ihrer Erscheinung diese plattenträchtige Spannung zieht, will nun Filmschauspielerin werden. Ganz allein. Am 30. Januar kann man das erste Ergebnis auf der Leinwand sehen: neben Jeremy Irons „And now...Ladies and Gentlemen“. Und vielleicht wird Patricia Kaas noch eine Madame.

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